Bregenz – Die Bregenzer Festspiele haben am Freitag eine Erfolgsbilanz über die am Sonntag zu Ende gehende 71. Festspielsaison gezogen. Die Verantwortlichen verzeichneten knapp 213.000 Besucher, davon sahen rund 160.000 die Wiederauflage der Seebühnenaufführung von Giacomo Puccinis "Turandot". Die Einnahmen übertrafen sogar die Erwartungen, die Kosten blieben in den definierten Grenzen.

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Intendantin Elisabeth Sobotka und der kaufmännische Direktor Michael Diem zeigten sich mit der Jubiläumssaison – 70 Jahre Bregenzer Festspiele – "sehr, sehr glücklich". Zum einen stimmten die (vorläufigen) Zahlen: Voraussichtlich 159. 825 Zuschauer auf der Seebühne (falls zu einer bisherigen Regenabsage keine weitere dazukommt, drei weitere Aufführungen standen bei trüben Wetteraussichten bis Sonntagabend noch an) bedeuteten eine Auslastung von 94 Prozent, die Opern im Festspielhaus ("Hamlet" – 4.612 Besucher) und im Theater am Kornmarkt ("Don Giovanni – 1.940 Besucher) sowie die "Staatsoperette – Die Austrotragödie" (934 Besucher) auf der Werkstattbühne waren jeweils ausverkauft.

"Turandot" als Magnet

Diem sprach von "sensationellen Zahlen", Puccinis "Turandot" habe in ihrem zweiten Aufführungsjahr in Bregenz mehr Publikum angezogen als "Aida" oder "Tosca" in ihren zweiten Saisonen. "Wir haben heuer sehr gut abgeschlossen bei den Erlösen, sogar ein bisschen über Plan", so Diem. Kostenseitig werde man in den Grenzen bleiben und einen schönen Übertrag mitnehmen können. "Das gibt uns Rückenwind und Sicherheit für das nächste Jahr", sagte der kaufmännische Direktor. Das Budget der Bregenzer Festspielen liegt bei 20 Mio. Euro pro Saison, davon sind rund 7 Mio. Euro Subventions- und 1,3 Mio. Euro Sponsorengelder.

Zum anderen aber waren die Verantwortlichen speziell glücklich über die Rückmeldungen. "Das Programm wurde vom Publikum hervorragend aufgenommen und von den Kritikern positiv bis besonders gut bewertet", sagte Metzler. Zwar habe eine thematische Klammer heuer gefehlt, die Qualität des Gebotenen sei aber an allen Spielstätten herausragend gewesen. Diem nannte die "Vielfältigkeit des Programms" gar den "eigentlichen Star" der zu Ende gehenden Festspielsaison. Sobotka sah durch die Programmierung bewiesen, "wie wichtig die Festspiele sind und welche Berechtigung Musiktheater in allen Facetten hat". Dabei ging sie auf die Relevanz der gespielten Stücke (etwa der "Staatsoperette") ein wie auch auf die verschiedenen Emotionen, die sie bei den Besuchern auslösten – von schreiendem Jubel bis zu betroffener Stille.

Seespiele sind Herzstück

Diem und Sobotka hielten fest, dass natürlich das Spiel auf dem See das Herzstück des Festivals bildet. Man beschränke sich aber nicht darauf. Das Geheimnis der Bregenzer Festspiele sei, fundierte Musikkenner und Opern-Neulinge auf dem See zusammenzubringen. Wenn das funktioniere, könne man auch Geld für andere Produktionen erwirtschaften. "Wir stehen auf drei ganz stabilen Säulen", sagte Metzler und nannte neben der Seeaufführung und der "großen Oper" im Festspielhaus auch die Schiene der "neuen Musik", die von Sobotkas Vorgänger David Pountney begründet wurde. "Wir werden die Balance finden zwischen noch mehr Programm-Reichhaltigkeit und geregelter Buchhaltung", versprach der Festspielpräsident.

Der Publikumserfolg des nächsten Jahres ist fix gesetzt. Mit "Carmen" von George Bizet bringen die Bregenzer Festspiele einen Opernrenner auf die Seebühne. So wurden gleich 28 Aufführungen geplant (Turandot wurde in der ersten Saison 26mal gespielt). Als Regisseur wurde der Däne Kasper Holten engagiert, der zurzeit noch Direktor am Londoner Opera House Covent Garden ist. Das Bühnenbild – üblicherweise kostet die Kulisse auf der Seebühne bis zu 6,5 Mio. Euro – wird die Britin Es Devlin gestalten, die Theateraufführungen wie Großveranstaltungen in Szene setzt, zuletzt die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Rio. Wie das Bühnenbild, das zwei Jahre lang Wahrzeichen von Bregenz sein wird, aussehen wird, wollte Elisabeth Sobotka noch nicht verraten: "Es wird etwas mit Kartenspiel sein, mehr sag ich noch nicht." (APA, jub, 19.8.2016)