Eine neue Ausbildung schafft neue Arbeitsplätze für gehörlose Menschen im Kindergarten. Im Bild die Gebärde für "Arbeit".

Foto: ÖGLB / Kerstin Reiger

Wien (APA) – Mit dem neuen Schuljahr beginnen erstmals mehrere Gehörlose eine Ausbildung an der Schule für Assistenzpädagogik der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) in Wien-Floridsdorf. Fünf Frauen und ein Mann haben im Frühjahr die Aufnahmeprüfung für die dreijährige Assistenzpädagogik-Ausbildung geschafft. An der BAKIP wird der gesamte Unterricht für sie in Gebärdensprache gedolmetscht.

Der noch junge Lehrgang für Kindergarten-Assistenzpädagogik ist um zwei Jahre kürzer als die fünfjährige BAKIP-Ausbildung für Elementarpädagogik und schließt nicht mit der Matura ab. Das Einsatzgebiet der Absolventen ist aber ebenso die pädagogische Arbeit in der Gruppe – während die gruppenführenden Kindergartenpädagogen auch die Konzepte und Planungen erstellen, arbeiten die Assistenten bei deren Umsetzung mit. Kindergartenhelfer sind dagegen primär für Reinigung, Vorbereitung und Unterstützung bei den Mahlzeiten sowie unterstützende pädagogische Tätigkeiten zuständig.

Aufnahmeverfahren

Für das Aufnahmeverfahren vorbereitet wurden die meisten gehörlosen Kandidaten über einen Zeitraum von zehn Monaten im Schulungsinstitut equalizent. Von insgesamt sieben angetretenen Teilnehmern dieser Kurse schafften schließlich fünf im Alter zwischen 21 und 35 Jahre die Zulassung – für diese müssen (falls nicht bestimmte Noten in der Hauptschule/Neue Mittelschule erreicht wurden) Kenntnisse in Englisch, Deutsch und Mathematik sowie die Eignung in den Bereichen Kommunikation, Musik, Sport und schöpferisches Gestalten nachgewiesen werden.

Sämtliche Kandidaten haben bereits in Kindergärten gearbeitet, betonte equalizent-Projektleiterin Sabine Czasch im Gespräch mit der APA – entweder als Kindergartenhelfer oder im Rahmen von Praktika von der Krippe bis zum Hort. "Das ist für sie der Traumberuf." Dabei hätte sich gezeigt, dass sämtliche Vorbehalte gegen gehörlose Bedienstete in Kindergärten in der Praxis keine Rolle spielten: "Das reichte von vermeintlichen Problemen bei der Kommunikation über fehlende musikalische Eignung bis zu 'Die hört das Kind nicht schreien'."

Alles in Gebärdensprache

An der BAKIP wird der gesamte Unterricht für die gehörlosen Schüler in Gebärdensprache gedolmetscht. Die Kosten dafür teilen sich Arbeitsmarkt- bzw. Sozialministeriumservice.

Die neuen Assistenzpädagogen sollen zwar auch, aber nicht primär in Kindergärten mit hörbehinderten Kindern zum Einsatz kommen. Vorstellbar sei auch die Einrichtung von bilingualen Kindergärten für hörende Kinder, in denen diese nicht mit Englisch oder Französisch gefördert werden, sondern eben mit Gebärdensprache als Fremdsprache, so Czasch.

Ganz generell will equalizent die Bildungssituation von Gehörlosen verbessern. Das beginne einerseits mit der pädagogischen Betreuung in ihrer Erstsprache im Kindergarten und reiche bis zur generellen Verbesserung der Bildungs- und damit Beschäftigungssituation. Von rund 480.000 gehörlosen Menschen haben 16 Prozent nicht einmal einen positiven Pflichtschulabschluss – gerade einmal drei Prozent verfügen über eine Matura, an den Unis studieren insgesamt 30 Gehörlose. (APA, 1.9.2016)