"Opera of Entropy": Tiefe Einblicke in eine Liaison zwischen Kunst und Wissenschaft.


Foto: Nick Mangafas

Wien – Besucher werden in Fluten von – individuell vermittelter – Information eingetaucht, und doch geht es auch um kontemplative Reflexion: Opera of Entropy ist ein vom Rezipienten frei "gestaltbares" Gesamtkunstwerk, ein begehbares Erlebnismusiktheater, ein Stationenstück mit Wissenschaft, Politaufbegehren, klang- und geräuschvoller Musik und Videoexzentrik. Eine lebendige Rumpelkammer der Wissens- und Eindrucksvermittlung ist es auch, in der ein Verweilen (auf Stuhl oder Sofa) zu empfehlen ist, um sich entspannt (auch nur einem) Aspekt widmen zu können.

Zwischendurch bäumt die Opera of Entropy sich – in einem langsamen Crescendo – zu einer Art interdisziplinärem Sprach- und Klangweltenlärm auf, um meditativ in sich zusammenzukippen und schließlich die Realitätsvorstellungen in einem optisch-akustischen Tripfinale zu verdichten.

Klar, die Welt wird untergehen; sie macht gegenwärtig Politfortschritte in diese Richtung. Auch das Stück selbst wittert Unordnung, "Diskontinuität, Desinformation, Auflösung und Zerfall"; all dies würde "konkrete entropische Phänomene" schaffen. Ausgang vorläufig ungewiss.

Die Destabilisierung der Welt haben Thomas J. Jelinek (Installation und Systemarchitektur) und Jorge Sanchez-Chiong (Komposition und Sound-Architektur) jedenfalls zu einem offenen Diagnosekunstwerk geformt, dessen jeweilige Stationen substanzvolle, bisweilen skurrile Welten enthalten. Die Protagonisten wirken wie ein Klub der Ungewöhnlichen.

Das noch folgende Angebot des Nichtalltäglichen (bei den Musiktheatertagen) reicht von einer Smartphone-Oper, (Smartoper, 3. 9.) über Parodistisches (Great Sound in the Rush, 8. 9.) bis hin zu einem choreografisch-musikalischen Gesamtkunstwerk (H/A/U/T, 9.9.). Auch gibt es ein "Musiklaboratorium", in dem dann auch diverse Arten des Entkommens thematisiert und erforscht werden. (Operan!, 7. 9.). (Ljubiša Tošić, 1.9.2016)