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Kreatives Spielen mit Lego oder Bauklötzen fördert auch das Zusammenbauen von Worten zu einem Satz.

Foto: AP/Borberg

Wien – Wer früh in den (deutschsprachigen) Kindergarten geht lernt besser Deutsch und hat somit eine bessere Basis für spätere Schul- und Berufserfolge, wie eine Studie der Uni Wien und der Akademie der Wissenschaften zeigt. Das scheint zwar naheliegend zu sein, doch fanden die Studienautoren heraus, dass der Einfluss des frühen Kindergartenbesuchs größer ist als angenommen: Kinder aus türkischsprachigen Familien, deren Eltern ein geringes Einkommen oder einen niedrigen Bildungslevel haben, vermochten diesen doppelten Startnachteil zumindest teilweise wettzumachen.

Das Forschungsprojekt namens INPUT beobachtet Kinder aus türkischsprachigen und Kinder aus deutschsprachigen Familien über mehrere Jahre hinweg, wobei jeweils die Hälfte der Sprachgruppe aus einer niedrigen, die andere aus einer höheren sozioökonomischen Schicht kommt.

Kinder aus höher gebildeten oder wohlhabenderen türkischsprachigen Familien haben einen größeren Deutsch-Wortschatz als Kinder aus weniger hoch gebildeten türkischsprachigen Familien. Nach einiger Zeit im Kindergarten, so die Autorinnen, holen Kinder aus weniger gebildeten oder wohlhabenden Familien aber stark auf.

Plastilin statt Brettspiel

Wie groß die Fortschritte sind, hängt auch davon ab, welches Programm der Kindergarten vorsieht. Sind die Kinder viel mit Brettspielen oder anderen Regelspielen beschäftigt, ist der Sprachlernfortschritt weniger stark ausgeprägt als in Gruppen, die viel Zeit mit freier Aktivität wie Plastilin-Formen oder Lego-Bauen verbringen. Auch Lesen fördere den Spracherwerb, erklärte Forscherin Viktoria Templ auf der Jahrestagung der Migrations- und Integrationsforschung am Dienstag in Wien: Die Kinder eignen sich nicht nur einen größeren Wortschatz an, sie sind allmählich auch in der Lage, längere Sätze zu bilden. (Maria Sterkl, 14.9.2016)