Roland Düringer beschloss, "dem System" den Rücken zu kehren – jetzt gründete er eine Partei.

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Es ist nicht so lange her, da stand Roland Düringer mit einem Benzinkanister auf der Bühne, hinter ihm eine Rockband und Background-Sängerinnen in Rennfahrermontur. Mit der Brachialkabarettshow "Die Benzinbrüder" machte sich der Sohn eines Burgtheater-Garderobiers Ende der 1990er über Autofanatiker und damit wohl auch über sich selbst lustig – sammelte der gelernte Maschinenbauer doch über Jahre hinweg amerikanische und japanische Karossen. Kabarett – seine Karriere begann 1985 mit der Komikerformation Schlabarett – und Rollen in Fernsehserien und Filmen ("MA 2412", "Muttertag", "Hinterholz 8") schufen die ökonomische Basis dafür.

Von dieser will der heute 52-jährige Vater einer Tochter nichts mehr wissen. 2011 stilisierte er sich mit einer Brandrede in Alfred Dorfers Satireshow "Dorfers Donnerstalk" zum Wutbürger. Seit neun Jahren sei er damals schon dabei gewesen, sich von unnötigem materiellem Besitz zu trennen, erklärte er später.

Botschaften in Monologform

Roland Düringer wurde zum Aussteiger, ließ seinen Bart wachsen und flocht Holzperlen darin ein, die beim Sprechen geräuschvoll aneinanderschlugen. Vom Haus mit Pool zog er mit seiner Frau in einen Holzwohnwagen. Mit Trockentoilette, um vom öffentlichen Kanalnetz unabhängig zu sein.

Es blieb nicht beim privaten Ausstieg. 2012 begann Düringer, Einträge in sein "Videotagebuch" auf seiner Website gueltigestimme.at zu veröffentlichen, und begleitete sein Experiment, aus möglichst vielen "Systemen" auszusteigen. "Ich gründe sicher keine Partei. Das ist nicht meine Welt", sagte er damals im "Trend".

In 273 Videos richtet Düringer bis heute Botschaften in Monologform an seine Gefolgschaft. Die politisch bis nach ganz rechts verstreuten Anhänger beginnen bald, sich in Online-Foren auszutauschen.

Rückkehr zum Auto

Seit Mai 2015 "verhört" Düringer außerdem im Puls-4-Interviewformat "Gültige Stimme" bekannte bis halbprominente Gäste. Die Sendung wird trotz Düringers Einstieg in die Politik bis auf weiteres in gewohnter Form weitergeführt, heißt es seitens des Senders.

Mitte August rief der in Wien-Favoriten aufgewachsene Aussteiger politische Mitstreiter dazu auf, sich zu melden. Am Mittwoch folgte die Eintragung von "Meine Stimme gilt" ins Parteiregister. Und die Rückkehr zum Auto, zumindest in der Metapher: "Ich bin der Taxler, die Partei ist das Taxi ... Aber Sie dürfen dann alle mitfahren." (Sebastian Fellner, 22.9.2016)