Chefredakteur Stefan Apfl hat im Februar "Datum" übernommen.

Foto: Ursula Röck / Datum

Wien – Es herrscht nicht gähnende Leere im "Datum"-Büro, aber hektische Betriebsamkeit sieht anders aus. Dieser Tage ist naturgemäß nicht viel los im Altbaubüro in Wien-Neubau, das sich die Mannschaft hinter der Zeitschrift mit einer Designagentur teilt: Die erste Ausgabe nach der Neuübernahme wird gerade gedruckt. Sie soll am Freitag bei den ersten Abonnenten, am Samstag am Kiosk sein.

Bis zum Andruck vergangene Woche habe es hier noch gewuselt, sagt Stefan Apfl, der neue Chefredakteur und Herausgeber von "Datum". Er hat die Titelrechte am Heft und Abonnentenkartei gekauft, als Vorbesitzer Horst Pirker die Monatszeitschrift loswerden wollte. Zu wenig "spitz" war die "Datum"-Zielgruppe dem News-Verlagschef für seinen privaten Verlag Medecco. Das war im Februar dieses Jahres.

Das Rumpfteam und die Freien

Dann leistete Apfl der Zeitschrift erst einmal eine Pause. Denn das gesamte Unternehmen dahinter musste neu aufgezogen werden – Verlag, Vertrieb, Redaktion. Miteigentümer wurden in Monopol Medien ("The Gap", "Biorama") und Alexander Zach, dem ehemaligen Chef des Liberalen Forums, heute Unternehmensberater, gefunden. Auch das dauerte seine Zeit. Es war "eine strategische Entscheidung", einen Verlag und einen Unternehmensberater mit an Bord zu haben, sagt Apfl.

Journalistisch müsse freilich nichts neu aufgebaut werden, sagt Apfl: "'Datum' hat zwölf Jahre journalistisch funktioniert und elf ökonomisch", es musste wirtschaftlich neu aufgebaut werden. Nun sei das Projekt finanziell langfristig gesichert. Die Organisation der Redaktion bleibt die gleiche: Ein kleines Rumpfteam – Stefan Apfl und Chefin vom Dienst Patricia Käfer sind die einzigen "Fixen" in der Redaktion – koordiniert das Heft, alles andere kommt von freien Mitarbeitern.

Mehr Platz für weniger Geschichten

Eine Reihe kleinerer Änderungen gibt es dann an der journalistischen Front freilich doch: Manche Kolumnen fallen weg, neue kommen dazu (etwa ein Interviewformat von FM4-Moderatorin Claudia Unterweger); am Layout wurde noch ein bisschen gefeilt. Und man möchte bei der Recherche mehr als bisher auf Möglichkeiten und Chancen fokussieren, sagt Apfl. "Constructive Journalism" heißt der kleine Trend im Mediengeschäft, der jetzt auch "Datum" erfasst hat.

Die Geschichten behalten laut Apfl ihre Länge und Tiefe, bekämen nun aber mehr Platz und "liebevollere Ausstattung". Was früher auf acht Seiten Platz gehabt hat, braucht jetzt 14. Das heißt auch: Auf 98 Seiten, so dick bleibt "Datum", passen nun weniger Geschichten.

Im Zentrum steht Papier

Dabei traut sich Apfl zu sagen, was sich andere Medienmacher wohl nur insgeheim denken: Dass Online für ihn ziemlich zweitrangig ist: "Wir sind 'Printaholics'." Eine Website und Social-Media-Präsenz werde es natürlich geben. Aber im Zentrum steht das Papier, denn das, sagt Apfl, sei das neue Vinyl. Wie die Schallplatte werde es in der Nische sein Revival erleben: "'Datum' ist ein Luxusprodukt." So schaut es auch aus, inklusive des reduzierten Stils der Illustrationen, der auch nach dem Neustart beibehalten wurde. Inhaltlich wie grafisch wählte man das "Süddeutsche Zeitung Magazin", das "Zeit Magazin" und den "New Yorker" als Vorbild, sagt Chefredakteur Apfl.

Der Besprechungsraum hat sich mit einer Handvoll Menschen gefüllt: Die Novemberausgabe will vorbereitet werden. Langsam scheint es wieder betriebsam zu werden in der "Datum"-Redaktion. (Sebastian Fellner, 6.10.2016)