Lehrer Niki Glattauer schickt Mütter im Niqab (im Bild) oder in der Burka weg.

Foto: apa/dpa/ending

Vor zwei Wochen habe ich hier über Kopftuch & Burka geschrieben, und immer noch purzeln Mails dazu in einen E-Postkasten beziehungsweise finden "unverlangt eingeschickte" Wortspenden den Weg in meinen Smarttrottel. Worauf ich mich denn berufe, wenn ich "Mütter in Burka und Niqab wegschicke", brüllt mir einer ins Ohr, der mich erwischt, während ich in der U-Bahn "Heute" lese. Ob ich denn ernstlich glaube, dass ein solches Schulgesetz je kommen werde?

Gemach, Kollege, sage ich, dieses Gesetz gibt es längst! Aber schon bin ich im Funkloch. Sag ich es also hier: Der Kollege kennt den Lehrplan nicht! Dort stehen nämlich unter anderem die uns Lehrerinnen verpflichtend auferlegten "Unterrichtsprinzipien", deren zweitem ein Grundsatzerlass des Unterrichtsministeriums aus dem Jahr 1995 (Ministerin Gehrer) zugrunde liegt, nämlich der von der "Erziehung zur Gleichstellung von Mann und Frau", eingeführt als "Sondermaßnahme ... zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (BGBl. 443/1982)". Unter anderem steht da: "Das Unterrichtsprinzip soll zu einem Verhalten im täglichen Umgang mit den Mitmenschen, das vom Grundsatz der gleichrangigen Partnerschaft von Frauen und Männern getragen ist, erziehen. Weiters sollen die Schülerinnen und Schüler zur Bereitschaft hingeführt werden, Ursachen und Auswirkungen tradierter geschlechtsspezifischer Benachteiligungen zu reflektieren ...", und so weiter.

Um auf Nummer sicher zu gehen, könnte man auch die jeweiligen Schulordnungen um den einen oder anderen Passus ergänzen, so in der Art: "Wir verzichten darauf, unser Gesicht für andere unkenntlich zu machen, weder mit Torten noch mit Schleiern aller Art noch mit venezianischen Masken. Außerdem schlagen wir höflich ein, wenn uns eine Hand zum Gruß angeboten wird. Beides gilt für Schülerinnen wie für Lehrerinnen (Männer freundlich mitgemeint), für Mütter wie Väter aller Herren und Frauen Länder, aber auch für schulfremde Personen wie zum Beispiel nette Damen von der Bank, die uns ihre supergünstigen Jugendkonten andrehen wollen."

All das wollte ich sagen, aber wie gesagt: Funkloch. Hab ich "Heute" weitergelesen. (Niki Glattauer, 5.10.2016)