Die 30-jährige Maria Maltschnig übernimmt die Leitung der roten politischen Akademie.

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Ich würde mir wünschen, die SPÖ würde sich weniger mit sich selbst beschäftigen und den allergrößten Teil ihrer Energie darauf verwenden, zu wachsen und ihr Terrain zu erweitern", sagt Maria Maltschnig und spricht damit indirekt auch jene Konflikte an, die es rund um ihre Bestellung zur Direktorin des Karl-Renner-Instituts gegeben hat. Sie war die Wunschkandidatin von Parteichef Christian Kern, als dessen Kabinettschefin sie zuletzt fungierte. Maltschnig gilt als dezidierte Linke, das gefällt nicht allen in der Partei.

Politisch interessiert ist die heute 30-Jährige schon seit ihrer frühen Jugend. Ihr Vater Georg Maltschnig, auch ein Roter, war zehn Jahre lang Bürgermeister der Salzburger Gemeinde Zell am See. Schon mit zwölf, dreizehn Jahren, erzählte er unlängst in einem Interview, hätten Maria und ihre kleine Schwester Eva – heute Vorsitzende der parteikritischen Wiener Sektion 8 – wöchentlich sein "Profil" beschlagnahmt, bevor er das abonnierte Magazin in die Hände bekam. "Zu Hause wurde viel über Politik geredet, politisch aktiv wurde ich dann aber erst mit Beginn des Studiums", sagt Maltschnig.

Sie zog nach Wien, schrieb sich an der Wirtschaftsuniversität im Fach Sozialökonomie ein und trat dem Verband Sozialistischer Studentinnen (VSStÖ) bei. Kaum hatte sie ihr Diplom, wurde sie zuerst Referentin in der Arbeiterkammer, im Jahr 2012 wechselte sie dann zum damaligen Staatssekretär Andreas Schieder ins Finanzministerium. Zeitgleich war die deklarierte Feministin auch Mitglied der aufmüpfigen Sektion 8 – was sie bis heute geblieben ist.

Vor zwei Jahren kam dann Anna, Maltschnigs Tochter, zur Welt. Nach der Karenz bewarb sie sich bei der ÖBB, bekam den Job und verließ vorerst die Politik. Nach kurzer Zeit wurde sie ins Vorstandsbüro geholt – und die Assistentin von Christian Kern. Ins Kanzleramt nahm er sie mit, nach nicht einmal sechs Monaten verlässt sie ihn nun, um das Renner-Institut als Denkwerkstatt wiederzubeleben.

Maltschnig wird die rote politische Akademie leiten, Präsident ist Altkanzler Alfred Gusenbauer. Wegen dessen Bildungspolitik trat sie einst aus der SPÖ aus – genauso wie Barbara Blaha, die für Maltschnigs neuen Job als Favoritin gehandelt wurde, sich aufgrund von Differenzen mit Gusenbauer schließlich aber nicht beworben hat. Maltschnig gilt, obwohl sie sich kein Blatt vor den Mund nimmt, dagegen als "verbindender Typ". (Katharina Mittelstaedt, 14.10.2016)