Gerald Pichowetz wurde in den 1990er-Jahren mit dem "Kaisermühlen Blues" bekannt.

Foto: Regine Hendrich

Ab 2018 wird er als frischgebackener Intendant bei den Seefestspielen Mörbisch in der Tradition des Gott und die Welt umarmenden Harald Serafin das pickerte und etwas abgelutschte Weltkulturerbe Operette retten. Am Neusiedler See macht es dann "bim-bim".

Immerhin wurde Gerald Pichowetz in den 1990er-Jahren nicht nur als fröhlich geistig behinderter Straßenbahnfreund und "5er" in der ORF-Serie "Kaisermühlen Blues" bekannt. Pichowetz hat auch bereits an der Grazer Oper Operetten inszeniert.

Noch bis Ende Oktober ist im Gloria Theater unter seiner Regie die Komödie Opa ist die beste Oma zu sehen. Es ist dies eine wohl für die künstlerische Vision des dort multifunktional auch als Gründer, Schauspieler und Impresario wirkenden Gerald Pichowetz programmatische Variation jenes beliebten, noch aus den Vorzeiten der sexuellen Revolution stammenden Stoffes, der Männer hach-wie-lustig in Frauenkleider steckt.

Irgendwo im Niemandsland zwischen "Mrs. Doubtfire", Männerballett beim Villacher Fasching und "Charleys Tante" geht es da schon auch derb und zünftig zu. Es wird viel gelacht. Die Wuchteln wirken oft gebacken, sie müssen aber oft auch mit vollem Körpereinsatz gedruckt werden. Bru. Ha. Ha.

Im gemeinhin als bodenständig beschriebenen, drüber der Donau Richtung Mistelbach liegenden Bezirk Floridsdorf holt man mit tiefen Sachen zum Lachen vermeintlich das Publikum ab. Die Löwinger Bühne ist nicht mehr, in der Stegreifbühne Tschauner spielen sie jetzt sogar schon Kabarett und Rock 'n' Roll.

Das 2001 von Gerald Pichowetz selbst begründete Gloria Theater wird vielleicht auch deswegen von der Stadt Wien seitdem als kultureller Außenposten traditionell gut im sechsstelligen Bereich und ohne lästige Evaluierungen gefördert.

Der 52-jährige Gerald Pichowetz mag in seiner Paraderolle ein Freund der Straßenbahn sein. Im wirklichen Leben ist das mit Schauspielerin Angelika Zoidl liierte, in der Wolle gefärbte, SPÖ-Mitglied allerdings Eisenbahner. In seinem Wiener Garten und Haus sind über 500 Meter Modelleisenbahnschienen verlegt. Da macht es tschu-tschu statt bim-bim. Zusätzlich sammelt der zweifache Vater Fabergé-Eier und Grammophone. Auf einem solchen grammeln alte Operettenhadern am authentischsten. Wie heißt das alte Rotenlied? Wir schreiten Seit' an Seit', mit uns zieht die guade oide Zeit? (Christian Schachinger, 19.10.2016)