Mittelfristig sei ein "Bürgerkrieg nicht unwahrscheinlich", sagt FPÖ-Chef Strache.

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Wien – Der Auftakt kippt ein Stück weit ins Esoterische: Von einem "Kraftwerk der Liebe" spricht der niederösterreichische FPÖ-Chef Walter Rosenkranz, und besondere Kraft tanke dort jener "patriotische Staatsmann", dem er gleich die Bühne überlasse: "Er gibt ganz viel von dieser Liebe weiter."

Wer es nicht gleich gemerkt hat: Gemeint ist Heinz-Christian Strache, der am Montagvormittag eine "Rede zur Lage der Nation aus freiheitlicher Sicht" hielt. Ort des Vorgeplänkels zum Nationalfeiertag am Mittwoch war der schmale, von hohen Fassaden umschlossene Hof des Palais Epstein – eine stimmige Wahl: Denn auch politisch fühlen sich die Freiheitlichen umzingelt.

Heimtückische Unterdrückung

Da sei einmal "die Bevormundung der Bürger" durch "gekaufte Medien", wo veröffentlichte und öffentliche Meinung weit auseinanderklafften. Kritik der FPÖ an den Zuständen im Land werde "ins Lächerliche" gezogen, ja, sogar kriminalisiert, klagt Strache. "Heimtückisch" und "subtil" laufe die Unterdrückung ab: "Selbsternannte Moralrichter" übten im Gewand der Political Correctness "geistige Zensur" aus.

Nichts anderes sieht Strache in der Kritik an seiner Facebook-Seite, auf der immer wieder hetzerische Postings auftauchen. Hasspostings hätten dort nichts verloren, gelobt er, doch nichtsdestotrotz sei die nun angelaufene Kampagne "brandgefährlich", zumal sich diese als "staatlich unterstützte Zensur" entpuppen könnte. Noch könnten Bürger via Facebook ungeschminkt über "Fakten" berichten – "doch wie lange wird das noch möglich sein?"

Diffamierungen und Schmähungen

"Diffamierungen, Schmähungen und sattsam bekannte Angriffe mit der Faschismuskeule" müsse auch der blaue Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer erleiden, die Front der Gegner reiche von der "am Subventionstropf hängenden Schickeria" bis zum "rot-grün verfilzten ORF", der seinen Bildungsauftrag offenbar mit Propaganda verwechsle: "Mit ohnmächtiger Wut müssen wir oft mit ansehen, wie ein aus öffentlichen Steuergeldern und Zwangsgebühren finanzierter Staatsrundfunk Meinungsmache gegen uns betreibt." Auch Intellektuelle, Künstler und "dubiose Vereine" würden als Stimmungsmacher für den Hofer-Konkurrenten Alexander Van der Bellen gekauft, spekuliert Strache – doch "nachweisen wird man das nicht können".

Verkauft würden hingegen Österreichs Interessen, und zwar "durch das verantwortungslose Handeln einer rot-schwarzen Stillstandskoalition". Die Regierung wolle die transatlantischen Freihandelsabkommen Ceta und TTIP gegen den Willen der Bevölkerung durchdrücken, wettert Strache und wittert "die Auflösung nationalstaatlicher Souveränität durch die Hintertür".

Kriminelle Flüchtlingspolitik

Und dann ist da noch die "unverantwortliche, kriminelle Flüchtlingspolitik der deutschen Bundeskanzlerin", für Strache "nicht nur die mächtigste, sondern auch die gefährlichste Frau Europas". Angela Merkel habe den "Startschuss zur größten Völkerwanderung seit Jahrhunderten" gegeben, mit fatalen Folgen.

"Durch den ungebremsten Zustrom von kulturfremden Armutsmigranten, die in unsere Sozialsysteme einsickern, wird unser von Solidarität und Zusammenhalt getragenes gesellschaftliches Gefüge in seinen Grundfesten erschüttert", sagt Strache, "und das macht mittelfristig einen Bürgerkrieg nicht unwahrscheinlich." Die Katastrophe sei vorprogrammiert, warnt er: "Wenn wir unser kulturelles Erbe dauerhaft bewahren wollen, müssen wir bereit sein, es zu verteidigen." (Gerald John, 24.10.2016)