Foto: Conrad Seidl

Es gab eine Zeit, da galt unter Österreichs Brauereien ein stilles, aber durchgehend befolgtes Agreement, dass das Bockbier für die "stillste Zeit des Jahres" reserviert bleiben sollte. Schließlich ist das alkohol- und kalorienreiche Starkbier ein Fastengetränk, gedacht als flüssiges Zubrot in der Vorweihnachtszeit, die früher als Fastenzeit gehalten wurde.

Daher sollte es vor dem 2. November keinen Bockbieranstich geben. Aber weihnachtlich sind die meisten Böcke ohnehin nicht mehr. Zumindest sind die entsprechenden Hinweise auf den Etiketten verschwunden, und auch der Stil der Bockbieranstiche hat sich gewandelt – bei Ottakringer hat er seit Jahren Partycharakter.

Und auch die Biere selbst haben sich – auch angesichts der Konkurrenz durch ähnlich alkoholreiche Craft-Biere – gewandelt. Jetzt sind neben viel Alkohol auch viel Aroma und viel Geschmack angesagt. Besonders intensiv ist das beim eben vorgestellten Weizen-Eisbock der Rieder Brauerei ausgefallen.

Das Grundbier ist der bekannte Weizenbock, dem Braumeister Josef Niklas eine kräftige Bittere (plus Kalthopfung mit amerikanischem Simcoe) verpasst hat. Dann wurde das fertige Bier ausgefroren, was einen Alkoholgehalt von 10,4 Prozent ergibt. Rötlich-bernsteinfarben ist das Produkt, bananenartig in der Nase, herb im Antrunk und vollmundig wie ein Haselnusskuchen. (Conrad Seidl, RONDO, 4.11.2016)