Friederike Mayröcker darf sich über 20.000 Euro freuen.

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Wien – Wie der Deutsche und der Schweizer Buchpreis folgt auch der am Dienstagabend erstmals im Kasino am Schwarzenbergplatz vergebene Österreichische Buchpreis einer vorgegebenen Inszenierung.

Zunächst erstellt die jährlich wechselnde fünfköpfige Jury (in diesem Jahr der Germanist Klaus Amann, Sandra Kegel von der "FAZ", Kurt Reissnegger, Ö1, Rotraut Schöberl, Buchhandlung Leporello, und die Feuilletonleiterin der "Furche", Brigitte Schwens-Harrant) aus den eingereichten Titeln – heuer waren es 95 aus 62 Verlagen – eine zehn Titel umfassende Longlist, die einige Wochen später auf fünf Titel reduziert wird. Der Gewinner wird dann am Abend der Preisverleihung unter Anwesenheit der fünf Shortlist-Autoren bekanntgegeben, die sich ebenso überraschen lassen dürfen wie das geladene Publikum.

Der erste Österreichische Buchpreis, dotiert mit 20.000 Euro und vergeben für "das beste deutschsprachige belletristische, essayistische, lyrische oder dramatische Werk einer österreichischen Autorin bzw. eines österreichischen Autors" ging schließlich an Friederike Mayröcker und ihr poetisches Diarium "fleurs" (Suhrkamp).

Das hatte sich angedeutet, nachdem die Dichterin, die im Dezember 92 wird, neben Sabine Gruber, Peter Henisch, Anna Mitgutsch und Peter Waterhouse auf die Shortlist gekommen war. Die Auszeichnung geht somit an eine Autorin, über deren Qualitäten man nicht zu streiten braucht und die nach den Bänden "études" und "cahiers" die Leser zum dritten Mal intensiv und sprachlich zunehmend radikaler an ihren "Verbalträumen", Erinnerungen und Sehnsüchten teilhaben lässt. Man kann über diese wenig überraschende Entscheidung angesichts der literarisch starken Shortlist streiten, das Gute ist: Die Latte liegt nun hoch.

Der zugleich mit dem Buchpreis vergebene Debütpreis (10.000 Euro, eingereicht wurden 24 Debüts aus 20 Verlagen) geht an Friederike Gösweiner (36). Sie hat mit ihrem Roman "Traurige Freiheit" (Droschl) über die Orientierungslosigkeit einer jüngeren Generation in Zeiten der Ausweitung ökonomischer Kampfzonen mehr als eine Talentprobe vorgelegt. (steg, 8.11.2016)