Das Vermittlungsverfahren zur Neugestaltung des Areals am Wiener Heumarkt läuft noch. Eine Lösungsvariante sieht den Abriss des 1964 eröffneten Hotel Intercontinental vor.

Foto: Heribert Corn

Wien – Seit Anfang Juli tüftelt eine Expertenrunde in Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Immobilienunternehmen Wertinvest an einer Lösung in der Causa Heumarkt. Wie berichtet, soll das zentrumsnahe Areal im dritten Wiener Bezirk beim Hotel Intercontinental neu gestaltet werden. Nach heftiger Kritik an einem geplanten 73-Meter-Turm mit Luxuswohnungen verhängte Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) im Mai aber eine "Nachdenkpause" und forderte eine Weiterentwicklung des Projekts.

In der Arbeitsgruppe, die für eine Einigung sorgen soll, diskutieren jene Experten, die sich bereits seit Jahren mit dem Projekt beschäftigen. Architekt Rüdiger Lainer ist einer davon, er ist Vorsitzender des Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung. Das Gremium hatte in seiner jüngsten Stellungnahme die Proportion des Turms "als problematisch" erachtet.

Auch Unesco-Experte Kunibert Wachten sitzt in der Gruppe: Im Juli hatte die Unesco eine Warnung ausgesprochen, weil der Turm den Welterbestatus der Innenstadt gefährden könnte. Markus Allmann, als Vorsitzender des Architektenwettbewerbs ebenfalls in der Runde, muss hingegen das Siegerprojekt des Wettbewerbs von 2014 verteidigen.

Lösung bis Herbst versprochen

Eine Lösung wurde bis Herbst 2016 versprochen. Noch sei das Vermittlungsverfahren im Gange, hieß es am Dienstag von Vassilakou und Wertinvest-Geschäftsführerin Daniela Enzi. Eine Tendenz zeichnet sich dem Vernehmen nach aber bereits ab: So könnte der Turm um drei Stockwerke auf 65 Meter reduziert werden, sagte eine mit dem Projekt vertraute Person. Dafür müsse das Gebäude unten verbreitert werden. Laut Wertinvest sollen mit dem Luxuswohnturm "Vorteile für die Öffentlichkeit" querfinanziert werden: Hauptbrocken ist die Sanierung des Wiener Eislaufvereins, die sich auf etwa 30 Millionen Euro belaufen dürfte.

Laut der Gratiszeitung "Heute" soll das Intercontinental – entgegen den Plänen Weinfelds – abgerissen werden. Ein Sprecher von Vassilakou sowie Wertinvest-Geschäftsführerin Enzi bezeichneten das als "Spekulation". Unrealistisch ist es nicht: Vier der sechs Finalisten im Architektenwettbewerb haben mit ihren Projekten nicht mit dem Bestand des Hotels gearbeitet. Einigt man sich auf einen Abriss, wäre das Ergebnis des zeit- und kostenintensiven Wettbewerbs mit dem einstimmig zum Sieger gekürten Weinfeld aber ad absurdum geführt.

Für Herbert Rasinger von der Initiative Stadtbildschutz ist auch ein verkleinerter Turm kein gangbarer Weg. Er erinnerte an Aussagen von Explanungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ), der 2008 im Gemeinderat auf einen entsprechenden Antrag der Grünen gesagt hatte, "dass die Stadt Wien nie und nimmer beabsichtigt, diesen Platz für Hochbauten irgendwelcher Natur freizugeben". (David Krutzler, 15.11.2016)