"Der König ist tot, es lebe der König" – nach diesem Motto hat OnePlus Mitte November ein neues Smartphone vorgestellt. Es heißt OnePlus 3T und stellt, wie der Name bereits andeutet, eine Zwischengeneration für das nunmehr einzige Handy des mittlerweile etablierten chinesichen Herstellers dar.

Das 3T ersetzt seinen direkten Vorgänger und bringt vier bedeutendere und auch so manche kleinere Änderung mit. Der WebStandard hat die aufgewertete Neuauflage einem Test unterzogen.

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Das OnePlus 3T (jeweils das rechte Handy) und sein Vorgänger sind äußerlich nur anhand der Farbgebung des Gehäuses unterscheidbar.
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Neuerungen

Entgegen der allgemeinen Annahme steht das "T" in OnePlus 3T nicht für "Turbo". Das wäre aufgrund des flotteren Prozessors – der Qualcomm Snapdragon 820 wird mit dem Snapdragon 821 ersetzt – zwar naheliegend. OnePlus beharrt allerdings mit gewohnt breiter Brust darauf, dass man einfach nur den im Alphabet nächsten Buchstaben nach "S" gewählt habe, um den eigenen Anspruch als "Flaggschiffkiller" zu untermauern. Das "S" hat sich bei Apple und manchen anderen Herstellern mittlerweile als Namenszusatz für Zwischengenerationen etabliert.

Neben dem "Motortausch" hat OnePlus auch einen neuen Algorithmus für den internen Speicher im Einsatz, der insbesondere bei größeren Apps Installation und Start beschleunigen soll. Die dritte der größeren Neuerungen ist der Austausch der Frontkamera. Anstelle des Acht-Megapixel-Moduls im OnePlus 3 gibt es nun einen Chip, der mit der doppelten Auflösung daherkommt und etwas lichtstärker sein soll. Und der Akku wurde von 3.000 auf 3.400 mAh Kapazität erweitert.

Abseits davon gibt es auch noch Verbesserungen, die eher unter "Kleinigkeit" fallen. Die Hauptkamera wird nun von Saphirglas bedeckt, das widerständiger gegen Kratzer sein soll. Außerdem soll die elektronische Bildstabilisierung nun besser arbeiten. Wie gehabt verfügt das 3T aber auch über ein optisches Stabilisationssystem. Wer mit 64 GB Onboardspeicher nicht auskommt, kann sich nun auch für eine 128-GB-Ausgabe entscheiden.

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Bekanntes Paket

Ansonsten bleibt alles beim alten. Das Smartphone stellt dem Prozessor üppige sechs GB RAM zur Seite und beherrscht aktuelle Drahtlos-Standards (ac-WLAN, Bluetooth 4.2, LTE). Im Homebutton steckt ein Fingerabdruckscanner. Die Hauptkamera werkt mit 16 Megapixel, lasergestütztem Autofokus und Dual-LED-Blitz. Das 5,5-Zoll-Display besteht aus einem AMOLED-Panel und löst mit 1.920 x 1.080 Pixel auf. Kontrast, Farbdarstellung und Helligkeit sind gut, wenngleich nicht ganz auf dem Niveau eines Galaxy S7.

Äußerlich sind die Änderungen nicht erkennbar. An den Dimensionen und dem Design hat sich im Vergleich zum OnePlus 3 nichts geändert – mit Ausnahme der Farbgebung. Das 3T kommt in einem Metallkörper in "Gunmetal"-Farbgebung, einem Silbergrau, dass einen Tick dunkler ausfällt als bisher. Alle Bestandteile und Tasten, inklusive dem Schnellumschalter für die Lautstärke, sind da, wo sie auch schon vorher waren.

Der Vorteil der sonst unveränderten äußeren Werte liegt auf der Hand: Wer umsteigt, kann bestehendes Accessoire, insbesondere die Schutzhüllen, weiter verwenden. Und immer noch ist das Gehäuse etwas rutschig und das Handy ob seiner Dimensionen (152,7 x 74,7 x 7,4 Millimeter) einhändig nur unpraktisch zu bedienen. Für Besitzer des OnePlus 3 gibt es allerdings kaum Grund, sich auf die neue Version zu stürzen.

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Geschwindigkeitsvorteil praktisch nicht zu merken

Der Snapdragon 821-Chip liefert wie der 820er ein Acht-Kern-Gespann, taktet aber die vier flotteren Rechenkerne mit maximal 2,35 statt 2,15 GHz. Dazu wurde der Energieverbrauch etwas reduziert. Die Grafikeinheit, Adreno 530, ist gleich geblieben.

Kombiniert mit softwareseitigen Verbesserungen des vorinstallierten Android-Systems "Oxygen OS" und der Aufwertung des Speichers kommt das OnePlus 3T im Allround-Benchmark mit Antutu auf stolze 164.000 Zähler, ein Plus von 20.000 Punkten oder etwa 15 Prozent zum OnePlus 3. Etwas höhere Werte erzielt das Handy nun auch im 3DMark und im Browsertest Vellamo.

Der Unterschied in der Praxis ist deutlich schwieriger festzustellen. Sowohl der Snapdragon 820 als auch 821 sind mehr als adäquat gerüstet für alle Aufgaben zwischen täglicher Kommunikation. Medienkonsum oder grafisch anspruchsvollen Games. Die Anzahl der Programme, die den Snapdragon 820 überfordern, aber am 821er noch flüssig laufen dürfte verschwindend und daher irrelevant sein. Etwas mehr Leistungsreserven zu haben, schadet jedenfalls nicht.

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Flotterer Speicher bringt schnellere Appstarts

Was subjektiv sehr wohl auffällt, ist die Beschleunigung des Speichers. Die Installation und der Start von Apps geht einen Tick flotter vonstatten. Wo sich das OnePlus 3 vor allem beim Einrichten großer Software-Brocken noch einige Sekunden lang abgemüht hat, war das 3T in einem Augenblick fertig. Sehr schnell aufgespielt war auch das zu Beginn des Tests heruntergeladene Update für das Betriebssystem.

Die Oxygen OS-Ausgabe am 3T ist etwas neuer als jene auf seinem Vorgänger, basiert aber auch noch auf Android 6 "Marshmallow". Sie unterscheidet sich abseits von üblichen Bugfixes und Optimierungen auch durch eine grafische Überarbeitung diverser Menüs. Der Benachrichtigungsbereich mit den Schnelleinstellungen erscheint nun etwas aufgeräumter. Ebenfalls überarbeitet wurden ein paar der vorinstallierten Apps, darunter der Kontaktmanager.

In den kommenden Wochen soll das OnePlus 3 auf den gleichen Stand gebracht werden und ab dann alle Aktualisierungen gleichzeitig erhalten. Den Sprung auf Android 7 "Nougat" verspricht OnePlus noch vor Jahresende. Testversionen für experimentierfreudige Communitymitglieder gibt es bereits.

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Kamera und Akustik

Bei der Hauptkamera ist, von der neuen Verglasung abgesehen, alles unverändert. Unter guten Lichtbedingungen lassen sich Fotos schießen, die mit dem Galaxy S7 oder iPhone 7 Plus mithalten können. Bei Makroaufnahmen sind diese beiden – wesentlich teureren – Handys allerdings besser unterwegs. Schwindet das natürliche Licht, trennt sich die Spreu vom Weizen. Das OnePlus 3T liefert hier immer noch ordentliche Aufnahmen, produziert aber mehr Rauschen und benötigt länger zum Fokussieren.

Der verbesserte elektronische Stabilisator ist primär für Videos relevant. Zumindest subjektiv war bei ein paar Testaufnahmen der Unterschied erst einmal nicht auffällig.

Frontkamera-Vergleich. Hier die Bilder in voller Auflösung: OnePlus 3T | OnePlus 3

Dass der neue Chip in der Frontkamera die doppelte Auflösung produziert, ist insbesondere im Hinblick auf Nachbearbeitung und Druck löblich. Zu merken ist in jedem Fall die höhere Farbtreue dank besserem Lichteinlass. Sonst hat sich hier qualitativ nicht viel getan.

Bei Sprachqualität und Soundwiedergabe schneidet das 3T ebenso überdurchschnittlich ab, wie der Vorgänger. Gesprächspartner sind klar, wenn auch nicht perfekt, zu verstehen. Musikalisches über den Lautsprecher wiedergegeben lässt sich auch ganz gut aushalten, solange man die Lautstärke nicht zu weit hoch dreht.

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Mehr Ausdauer

Bleibt noch ein Blick auf die Akkulaufzeit. Hier fehlte die Zeit für ausführliche Tests, ein längerer Probelauf mit dem Akkufresser "Pokémon Go" bei auf ca. 50 Prozent fixierter Displayhelligkeit ließ den Ladestand in rund anderthalb Stunden von 88 auf 68 Prozent sinken – ein guter Wert. Im Laufe der weiteren Verwendung im Rahmen des Tests ergab sich ein Eindruck demnach das Gerät wohl das Mehr an Milliamperestunden proportional zu einem Plus an Laufzeit macht.

Soll heißen: Konnte das OnePlus 3 das Versprechen, mit 60 Prozent Akkuladung über den Tag zu kommen, nur für Nicht-Poweruser erfüllen, muss man sich hier nun wesentlich weniger Sorgen machen, dass die Lichter zu früh ausgehen. Andere Rezensionen bescheinigen dem 3T jedenfalls eine spürbare Steigerung der Ausdauer.

Nach wie vor ist eine Schnellladung über den "Dash Charge"-Standard möglich, dessen Kapazitäten von 0 auf60 Prozent in 30 Minuten – allerdings nur bei Verwendung eines entsprechend kompatiblen Ladegeräts ausgeschöpft werden. Über einen regulären 2,4-Ampere-Ausgang schafft man im selben Zeitraum etwa 30 Prozent.

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Fazit

Das OnePlus 3T ist, wie erwartet, ein Hardwareupgrade, welches das Handy im Weihnachtsgeschäft interessanter macht. Gerüstet ist es performancetechnisch für alle Herausforderungen. Während der Wechsel auf den Snapdragon 821 in der Praxis nicht zu merken ist, erweist sich das bessere Speichermanagement als spürbar guter Schritt.

Die Aufwertung der Frontkamera ist auch eine nette, wenn auch nicht weltbewegende Sache. Zum Vorteil gereicht dem Handy auf jeden Fall auch die Erweiterung des Akkus, zumal diese Verbesserung im Alltag wohl langfristig die größte Relevanz hat.

In Summe wird ein gutes Upgrade geboten, mit dem allerdings auch der Preis steigt. Die 64-GB-Version kostet nun 439 statt 399 Euro, die neue 128-GB-Ausgabe kommt auf 479 Euro. Das Preis-/Leistungsverhältnis verschlechtert sich subjektiv damit in den Augen des Autors ein wenig, andererseits kann man den Aufschlag von 40 Euro für die gebotenen Verbesserungen aber auch als gerechtfertigt empfinden. So oder so liegt man preislich damit immer noch recht deutlich unter der aktuellen Highend-Konkurrenz bekannter Marken im Weihnachtsgeschäft, der Deal bleibt also ein guter. (Georg Pichler, 08.12.2016)

Testfotos

Abendaufnahme, Innenraum, Kunstlicht (Originalauflösung)
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Abendaufnahme (Originalauflösung)
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Nahaufnahme, Tageslicht (Originalauflösung)
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Nahaufnahme, gemischte Lichtsituation (Originalauflösung)
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Innenraum, Kunstlicht (Originalauflösung)
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