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Wien/Linz – Mehr als 2000 Studierende starteten diesen Herbst in Oberösterreich mit einem Bachelor- oder Masterstudium an einer der oberösterreichischen Fachhochschulen – aus früheren Jahrgängen weiß man, dass auch dieses Mal wieder einige der Neuanfänger mit der Doppelbelastung Job und Studium zurechtkommen wollen bzw. müssen. Denn laut Arbeiterkammer Oberösterreich sehen sich einige Studierende dazu gezwungen, neben dem Studium Geld zu verdienen. Der Grund: zu geringe Stipendien.

Wenn die Zwickmühle droht

Während FH-Vollzeitstudierende laut Studierendensozialerhebung 2015 mit durchschnittlich 21,8 Jahren ihr Studium beginnen, starten Studierende in berufsbegleitenden Lehrgängen erst mit etwa 28 Jahren. Jene 90 Prozent der Studierenden berufsbegleitender Lehrgänge, die berufstätig sind, arbeiten im Schnitt rund 34 Stunden in der Woche. In Summe kommen diese Studierenden auf einen wöchentlichen Zeitaufwand in Studium und Beruf von fast 57 Stunden. "Dass hier Familie und Freunde zu kurz kommen, liegt auf der Hand", heißt es dazu vonseiten der Arbeiterkammer.

Berufstätig sind aber auch einige Vollzeitstudierende: 40 Prozent von ihnen arbeiten immerhin im Ausmaß von 13 Stunden pro Woche. "Da diese Studiengänge stark an einem schulischen Ablauf mit verpflichtender Anwesenheit orientiert sind, stecken erwerbstätige Studierende oftmals in der Zwickmühle zwischen Studium und Job.

"Zwar stehen einige Stipendien, zum Beispiel das Selbsterhalterstipendium, zur Verfügung. Allerdings liege die letzte Anhebung der Berechnungs- und Bezugskriterien für ein Stipendium mittlerweile fast zehn Jahre zurück. Außerdem liege die durchschnittliche Studienförderung weit unter dem Höchststipendium.

Keine geeigneten Rahmenbedingungen

"Das zwingt viele Studierende, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, was vor allem in Vollzeitstudien zu einer massiven Unvereinbarkeit und damit oftmals zu einer Verlängerung des Studiums bis hin zum Studienabbruch führt", sagt AK-Präsident Johann Kalliauer. Es sei zwar erfreulich, dass viele junge Menschen ihr Fachhochschulstudium über den zweiten Bildungsweg beginnen. Allerdings müsse die Politik für geeignete Rahmenbedingungen sorgen, damit diese ihr Studium auch abschließen können. "Dazu gehört ein funktionierendes Studienförderungssystem", sagt der AK-Präsident.

Er fordert daher eine deutliche Erhöhung der Studienförderung. "Allein die Wertsicherung würde eine sofortige Erhöhung um 18 Prozent rechtfertigen", rechnet Kalliauer vor. Zudem müsse der Kreis der bezugsberechtigten Studierenden ausgeweitet werden, sagt Kalliauer.

Forderungen auch aus NÖ

Auch für die 8500 Studierenden an Niederösterreichs Fachhochschulen wird die soziale Lage schwieriger. Immer mehr müssen arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren. Immer weniger bekommen Studienbeihilfe. Das zeigt eine Auswertung der Studierenden-Sozialerhebung auf, welche die AK Niederösterreich diese Woche gemeinsam mit der FH St. Pölten und der Hochschülerschaft präsentierte. Besonders schwierig sei es in Niederösterreich für Studierende im zweiten Bildungsweg.

"Die Einkommensgrenzen und die Höhe der Studienbeihilfe müssen jährlich valorisiert werden", fasst AK-Niederösterreich-Vizepräsident Horst Pammer die Forderungen der AK zusammen. Auch die Altersgrenzen für die Studienbeihilfe sollten angehoben werden, fordert er.

Solange es noch keine finanzielle Entlastung für berufstätige Studierende gibt, reagieren auch die Fachhochschulen selbst: An manchen Standorten wurden die Semesterzeiten verlängert – damit ein berufsbegleitendes Studium auch einem Vollzeitstudium entspricht. Das Studium beginnt dort üblicherweise im September mit verkürzten Semesterferien im Februar und reicht bis in den Juli hinein. (Lara Hagen, 3.12.2016)