"H.-C. Strache ist ein besserer Obmann, als ich es jemals sein werde", sagt Norbert Hofer.

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Vertrauenswerte von Hofer und Strache im Zeitvergleich.

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Wien – Die Frage ist noch gar nicht gestellt, doch Norbert Hofer beantwortet sie vorsorglich. Nein, er werde keineswegs die Führung der FPÖ übernehmen, sondern Parteichef Heinz-Christian Strache bei der nächsten Nationalratswahl "als einer von vielen Kandidaten" unterstützen. "H.-C. Strache ist ein besserer Obmann, als ich es jemals sein werde", sagt Hofer: "Ich wäre kein guter Obmann der FPÖ."

Auslöser des Dementis sind Spekulationen in den Medien: Weil Hofer im Präsidentenwahlkampf bewiesen habe, dass er breiter in Wählerschichten ausstrahle als der auf eine harte Oppositionsrolle getrimmte Strache, könnte in der FPÖ eine Führungsdebatte ausbrechen. Umfragewerte geben der These Nahrung: Im APA-OGM-Vertrauensindex liegt Hofer deutlich vor Strache.

Was Hofer nicht geglaubt wird

"Völlig falsch" nennt Hofer die Gerüchte, wie so vieles, was über ihn behauptet werde. Beim gemeinsamen Auftritt mit Strache und Generalsekretär Herbert Kickl hat der Verlierer der Präsidentenwahl eine Botschaft speziell für die vielen ausländischen Journalisten parat. "Der Wahlkampf ist vorbei. Jetzt können Sie mir die Dinge glauben, die ich sage", hebt Hofer an: "Erstens habe ich keine zwei Gesichter, zweitens bin ich nicht für den Austritt aus der EU, sondern für eine Weiterentwicklung." Und "fünfmal unterstrichen" sei klarzustellen: "Es gibt keine rechtsextreme Partei im österreichischen Parlament."

Dass sich die FPÖ diesbezüglich großer Verleumdung ausgesetzt sehe, beklagt Strache nach einer Gratulation an den siegreichen Konkurrenten Alexander Van der Bellen ausführlich in einer Wahlkampfrückschau. Wie den "leibhaftigen Dämon, der mit Feuer und Schwefel über die Welt hereinbricht", hätten die Gegner Hofer dargestellt, echauffiert sich der Obmann. Gegen die "erdrückende Medienmacht" und alle anderen Parteien, die sich gegen den freiheitlichen Kandidaten "eingehängt" hätten, gegen die Kampagnen von Unternehmern und "Staatskünstlern" sei das Ergebnis geradezu "sensationell" ausgefallen.

"Das zeigt, wie sehr wir in der Mitte angekommen sind", bilanziert Strache. "Es braucht niemand glauben, dass wir nun depressiv im Winkel sitzen."

Koalition: Kern nicht besser als Häupl

Im Eck ist die FPÖ gewissermaßen dennoch, ihr hängt der Ruf nach, nicht regierungsfähig zu sein. Eine der beiden derzeitigen Regierungsparteien könnte sie dort herausholen, um nach der nächsten Wahl auf Bundesebene eine gemeinsame Koalition zu schmieden. Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat diese Option für die SPÖ allerdings im STANDARD ausgeschlossen – glaubt Strache, dass Bundeskanzler Christian Kern dies nach dem gemeinsamen amikalen Auftritt unlängst im Radio anders sieht? "Nein", erwidert der Oppositionschef, "Kern artikuliert es nur anders."

Im Gegensatz zu Häupl habe der Kanzler "zumindest eine Kinderstube" und spreche mit der FPÖ, letztlich sei dieser aber auch nur eine "Marketingblase" – und der SPÖ-Parteitagsbeschluss, mit der FPÖ keine Koalition zu bilden, sei nach wie vor aufrecht.

Böse Worte richten die Blauen auch den Chef der anderen Regierungspartei, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, aus. Kickl: Der Obmann der vermeintlich christlichen ÖVP habe mit seiner Werbung für Van der Bellen zu verantworten, "dass Österreich nun einen atheistischen linken Bundespräsidenten hat".

Die Pose der Außenseiter, die vom vermeintlichen politischen "Establishment" geschnitten würden, verfängt bei freiheitlichen Sympathisanten. Eine Analyse der Politologen Fritz Plasser und Franz Sommer zeigt (siehe auch Seite 7): 90 Prozent der Hofer-Wähler stehen Politikern und politischen Parteien reserviert bis misstrauisch gegenüber. (Gerald John, 6.12.2016)