Schule ohne Schultasche – aus Sicht von Familienbund-Präsident Baier eine Illusion

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Linz/St. Pölten – Sehr kritisch sieht der Familienbundpräsident und Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) das am Mittwoch vom Nationalrat beschlossene Bildungsinvestitionsgesetz, das den Ausbau der Ganztagsschule bis 2025 vorsieht: "Es ist in erster Linie von der verschränkten Form von acht bis 16 Uhr, also fixen Unterrichtseinheiten am Nachmittag, die Rede. Dabei wird vorgegaukelt, dass ausgleichende Freizeitgestaltung, Mittagessen, Lernen und Hausübungen so untergebracht werden, dass die Schultasche in der Schule bleiben kann, weil die Kinder alles erledigt haben. Die Schule mit Nachmittagsbetreuung, die auch eine individuelle Freizeitgestaltung zulässt, gerät dabei völlig ins Hintertreffen", bemängelt Baier, der darin die Wahlfreiheit der Familien stark beeinträchtigt sieht.

Aufgaben der Eltern bleiben

"Das Gesetz sieht auch eine Betreuung der Kinder von sieben bis 18 Uhr vor. Der Rahmen ist eine Unterstützung für die berufstätigen Eltern – sollte aber keineswegs ausgeschöpft werden, da die Kinder zu Hause nur noch müde ins Bett fallen. Wir können doch nicht wollen, dass wesentliche Aufgaben des Elternhauses – soziales Lernen, aufs Leben vorbereiten, erziehen und ins Leben begleiten – dann ebenfalls in die Schule verlagert werden", sagt Baier.

Kinder hätten ein "Recht auf Eltern, ein Elternhaus und liebevolle Zuwendung". Mit der verpflichtenden verschränkten Ganztagsschule nähme man Familien dieses Recht. Zwar sei es ein Gebot der Stunde, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Daher brauche es ein gutes ganztägig verfügbares Angebot – und zwar eines, das auch auf die immer flexibler werdende Arbeitswelt reagieren kann. Eltern arbeiteten nicht immer von Montag bis Freitag.

Zeitausgleich den Kindern widmen

Viele Arbeitnehmende hätten unter der Woche freie Tage oder Zeitausgleich, den sie mit den Kindern verbringen könnten. Daher müssten sie die Möglichkeit haben, mit ihren Kindern etwas zu unternehmen. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) solle das "im Sinne der Familien" berücksichtigen, fordert der Familienbund. (red, 15.12.2016)