Immer noch, vielleicht sogar zunehmend, ist die sexuelle Orientierung von Menschen ein hochbrisantes Politikum. Nicht nur in Staaten und Kulturen, die meinen, das Privatleben ihrer Bürger und Anhänger kontrollieren zu müssen, sondern auch in so gar nicht durchgehend aufgeschlossenen demokratischen Ländern.

Für ihr neues Stück Clash nimmt die Wiener Choreografin Christine Gaigg das Attentat auf den LGBT-Club Pulse in Orlando/Florida vergangenen Juni zum Anlass, die Hintergründe homophober Ressentiments zu beleuchten. Die Uraufführung ist am Freitag und Samstag in der Halle G des Tanzquartier Wien zu sehen.

Freizeitkultur und sexuelle Neigungen

Clash ist ein Vokabel ohne Spielräume. Es bedeutet Streit, Konflikt, Zusammenprall – in diesem Sinn hat es auch Claudia Bosse in jüngster Zeit für ihr mehrteiliges Projekt Ideal Paradise gebraucht. Darin befasste sich Bosse unter anderem mit dem medialen und künstlerischen Ausloten von Katastrophen. Das Attentat im Pulse war, wie jenes auf den Pariser Club Bataclan, eine Katastrophe. In Paris ging es gegen die westliche Freizeitkultur im Allgemeinen, in Orlando gegen die Offenheit gegenüber sexuellen Neigungen.

In ihrem Stück nutzt Christine Gaigg "performative Dokumente" wie Ron Vawters (Wooster Group) Solo Roy Cohn / Jack Smith oder Jennie Livingstons Film Paris Is Burning (1990), auf den sich auch der in Wien bekannte US-Choreograf Trajal Harrell in einem ganzen Werkzyklus bezogen hat. Gaiggs Arbeit ist also in guter Gesellschaft, passt bestens in unsere Zeit und betrifft nicht nur die LGBT-Szene, sondern uns alle. (ploe, 15.12.2016)