Roland Goeschl starb 84-jährig.

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"Kubische Komposition" (1968), Acryl auf Holz.

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Eine Arbeit von 1979 aus Styropor, Farbe und Plexiglas.

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Wien – Viele Farben und Formen brauchte der Bildhauer Roland Goeschl nicht. Für seine aus elementaren Flächen und Körpern zusammengesetzten Skulpturen bzw. architektonischen Einbauten genügten ihm die längste Zeit Rot, Gelb und Blau. Der Künstler stellte, orientiert am Konstruktivismus, nur die Grundfarben jener Buntheit in den Raum, die sich dann im Publikum entfalten sollte. "Der Beschauer macht mit seinen Augen den Farbraum", so spröde und schön formulierte es Goeschl in einem Interview.

Durch Zurücknahme größtmögliche Wirkung zu erzielen, darin lag eine wesentliche Idee des Künstlers. Geboren 1932 in Salzburg, hatte Goeschl in den 1950er-Jahren bei Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste Wien studiert. Ausgehend von am menschlichen Körper orientierten Skulpturen gelangte er dabei früh zu gröberen, kubischen Abstraktionen, bevor sich sein Bildhauereibegriff Ende der 1960er-Jahre noch weiter radikalisiert hatte.

Evolution in Rot-Gelb-Blau

In Figuren, die er modulartig zerlegte und neu zusammenfügte, war jene Bildsprache des systematischen, quasievolutionären Variierens einfacher Formen angelegt, die ihn fortan vor allem umtreiben sollte. Zu seinem "Markenzeichen", der rot-gelb-blauen Farbgebung, hatte der von der Pop-Art faszinierte Künstler indes nach einem Aufenthalt in London gefunden.

In den 1960er-Jahren war Goeschl zudem auf beiden Documentas in Kassel sowie auf der 34. Biennale von Venedig zu Gast gewesen. Einem breiteren Publikum buchstäblich über Nacht bekannt machte ihn jedoch eine Grenzüberschreitung ganz anderer Natur, nämlich die Zusammenarbeit mit Humanic. Als der Schuhkonzern 1970 entschied, Fernsehwerbungen von Avantgardekünstlern konzipieren zu lassen, trug Goeschl Wesentliches zu diesem legendär gewordenen Marketingcoup bei.

Humanic-Werbung mit Sprengung von Roland Goeschls Würfeln.
Shoemanic

Jenen Alligator im Schwimmbecken etwa. Oder diese Pyramide aus Styroporquadern, die nun vor dem Hauptabendfilm auftauchen konnte, um mitten in der heilen Fernsehwelt zur großen Verwirrung der Zuseher zu explodieren: Sie entstammte einem Konzept Goeschls. Zudem war er für die Farbgebung des Humanic-Logos verantwortlich und gestaltete die Fassade der Wiener Firmenzentrale. Die Kunst am Bau beschäftigte Goeschl späterhin ebenso weiter wie Theorien der Verflechtung von Kunst und Wirtschaft.

Von 1972 bis 2000 war Goeschl Lehrer für zeichnerische und malerische Darstellung an der Technischen Universität Wien. Mit Ausnahme einer Personale 2006 im Belvedere und einer 2012 im 21er-Haus, die seine Werke in Dialog mit jenen Wotrubas setzte, wurde es in letzter Zeit recht ruhig um diesen Meister der Reduktion. Nun ist Roland Goeschl 84-jährig in Wien verstorben. (Roman Gerold, 29.12.2016)