In einem Monat wählt Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs, einen neuen Gemeinderat. Eine lokale Wahl zwar, aber eine Wahl, aus der womöglich einiges abzulesen sein wird. Es ist der erste Urnengang seit der Bundespräsidentenwahl, und es wird zu beobachten sein, ob die politische Stimmung im Land hier einen Einfluss nehmen wird. Können etwa die Grünen aus der Bundespräsidentenwahl etwas mitnehmen, oder müssen sie bitter zur Kenntnis nehmen, dass die Wahl Alexander Van der Bellens so absolut nichts mit ihnen zu tun hatte?

Wird die SPÖ von der Persönlichkeit des Kanzlers Christian Kern profitieren, oder bescheren die Grazer Genossen ihrem Parteichef mit einem Debakel einen ersten ordentlichen Dämpfer? Kann Bürgermeister Siegfried Nagl dem negativen ÖVP-Bundestrend trotzen? Neben dem Abschneiden der KPÖ – ein isoliertes Grazer Phänomen – bleibt auch die zentrale Frage, ob die FPÖ tatsächlich die guten Bundesumfragen hier auf den Boden bringen wird.

Die Grazer Blauen hatten zuletzt 13 Prozent, dass sie zulegen werden, gilt als sicher. Aber ob die alte Ausländer-raus-Leier die Wähler abermals vom Hocker reißen wird, ist nicht ausgemacht. Graz ist eine relativ ruhige Stadt, die Integration scheint langsam zu funktionieren. Nicht auszuschließen, dass sich die FPÖ mit ihrer intelligenzfreien Anti-Ausländer-Rhetorik ("Wir wollen unser Graz zurück") abnutzt. Möglich, dass Graz wieder einmal Trends setzt. (Walter Müller, 3.1.2017)