ORF-Chef Alexander Wrabetz (Mitte) und Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) bei einer Präsentation im Herbst 2016.

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Wien – Kommenden Montag soll, so wird es vom Küniglberg jedenfalls unbestätigt kolportiert, die ORF-Geschäftsführung zur mehrtägigen Klausur zusammenkommen, um ein paar Schicksalsthemen 2017 zu beraten.

Das wären dann wohl: Medienminister Thomas Drozdas ORF-Enquete, die sich nach dessen Ankündigungen mit der Finanzierung des ORF, den Gremien des ORF und dem Programmauftrag befassen soll. Durchaus deutliche Einsparungen stehen zudem an, und eine neue Führungsstruktur für den ORF – mit sogenannten Channel Managern auch für ORF 1 und ORF 2, nach bisherigen Plänen zugeordnet dem ORF-General, und einer um Information weitgehend erleichterten Programm- statt Fernsehdirektorin Kathrin Zechner.

Kanal-Gerüchte

Es sind nur Gerüchte, und sie könnten solche bleiben, zu den Channel Managern. – Die Intensität ihres Eintreffens aus sehr, sehr unterschiedlichen Ecken des ORF und der Politik freilich deutet auf einen realistischen Hintergrund hin: Dass sie so kommen, dass im Hintergrund zumindest der eine oder andere recht heftig daran arbeitet – oder dass diese Konstellation im ORF jedenfalls als so realistisch eingestuft wird, dass die Abwehr in Bewegung gerät.

Wrabetz' große und kleine Koalitionen 2016

Worum geht es? Ein paar der wichtigsten Jobs, die ORF-Chef Alexander Wrabetz zu besetzen hat. Formal jedenfalls, denn Wrabetz dürfte aus dem Jahr 2016 einige (vermeintliche) Schulden mitgenommen haben – politisch gesehen. Erst verhalf ihm eine recht große kleine Koalition von SPÖ, Grünen, Neos und Betriebsräten zur Wiederwahl ganz gegen die ÖVP, dann eine sehr ähnliche Gemeinschaft zu einem halb neuen, halb alten Direktorium gegen die ÖVP – und zum Dritten dann ermöglichte ihm dann doch eine große Koalition von SPÖ und ÖVP die Gebührenerhöhung mit Mai 2017 – gegen seine kleineren Vasallen aus den Monaten zuvor.

Wünsche und Punzierungen

Wen sich Parteien – welche auch immer – an bestimmte Positionen im ORF wünschen, oder wer Medienpolitikern für Jobs auf dem Künigberg auch nur einfällt, der oder die ist keineswegs im Umkehrschluss und zwingend ein Erfüllungsgehilfe oder Parteisoldat. Es sind eher Erwartungen in die jeweilige Person, die sie in Erinnerung rufen, wenn es um eine bestimmte Position geht – oder auch nur irgendeine, die sich wiederum parteiintern als wesentlich verkaufen lässt. Erwartungen müssen sich, muss die jeweilige Person ja nicht erfüllen. Und es könnten ja auch Erwartungen in besonders professionellen, besonders unabhängigen, besonders ausgewogenen Journalismus sein.

Hochgerüchtet

Und wer wird nun gerade für welche Jobs hochgerüchtet? Es geht um die neue Funktion von Channel Managern, Senderchefs also, für die Hauptprogramme von ORF 1 und ORF 2, die Wrabetz für 2017, bisher: erstes Quartal, angekündigt hat. Die – nicht ganz neuen Namen – für diese neuen Jobs:

  • Lisa Totzauer als Channel Managerin für ORF 1. Sie ist seit 2013 Infochefin von ORF 1, davor war sie Sendungsverantwortliche der "Zeit im Bild", zwischendurch wurde sie als ÖVP-Kandidatin für die Leitung der TV-Magazine gehandelt und vom damaligen ORF-Infodirektor Elmar Oberhauser verhindert. Verantwortet ORF-Innovationen wie die "Wahlfahrt" und die dok.eins-Dokus ihres Stellvertreters Hanno Settele, zudem die Entwicklung täglicher Infoformate wie des "ZiB Magazins".
  • Roland Brunhofer, seit wenigen Tagen in der ORF-Generaldirektion als eine Art Struktursparmeister zugange, soll nach dieser – derzeit intensiven – Küniglberg-Kolportage doch Channel Manager von ORF 2 werden. Der in SPÖ und ORF-Betriebsrat sehr gut vernetzte, ziemlich hemdsärmelig-direkte Oberösterreicher wurde 2012 ORF-Landesdirektor im damals roten Salzburg und musste trotz Managementerfolgen mit Ende 2016 im längst wieder schwarz belandeshaupteten Salzburg Christoph Takacs Platz machen. Brunhofer gilt in der ORF-Fernsehinformation als rotes Tuch, sprich: Drohpotenzial.
  • Hans Bürger wiederum wird derzeit wieder recht munter als Channel-Chefredakteur für ORF 2 gehandelt. Der längstdienende Innenpolitikressortchef der ORF-Fernsehinformation seit Redakteursgedenken (nämlich seit 2002) betont seine "Gesprächsfähigkeit hinter der Kamera" mit vielen.

Alternativszenario, deutlich seltener kolportiert vom Küniglberg: Eva Weissenberger (bisher "News") als Channel Managerin für ORF 1 und Hans Bürger für ORF 2.

Aber – siehe oben: Es sind nur Gerüchte, und sie könnten solche bleiben. Die Intensität ihres Eintreffens aus sehr, sehr unterschiedlichen Ecken des ORF und der Politik deutet auf einen realistischen Hintergrund hin: Sie deuten darauf hin, dass sie so kommen. Darauf, dass im Hintergrund zumindest der eine oder andere recht heftig daran arbeitet. Oder darauf, dass diese Konstellation im ORF als so realistisch eingestuft wird, dass die Abwehr in Bewegung gerät. (fid, 11.1.2017)