Er nähert sich den Damen, die es zu erobern gilt, mitunter zur Not gerne auch singend, der Unstete in Sachen Beziehung im Stück "Der Frauentourist".

Foto: Kresser

Bregenz – Auch das Theater Kosmos, wo Der Frauentourist von Monika Helfer uraufgeführt wurde, hat schon unsympathischere Kerle gesehen: Die Hand rutscht ihm ein einziges Mal aus, und da erschrickt der Mann mehr als die Geohrfeigte. Die Avancen einer 14-Jährigen weist er zurück, und er lässt das Mädchen fortan ohne Gegenleistung bei sich wohnen, während er sich bei der jeweils aktuellen Dame einquartiert, als "Frauentourist" eben.

Die Dauer dieser Partnerschaften, die übers Fernsehen zustande kommen, liegt im unteren Mittelfeld zwischen "One Night Stand" und Höckerschwan. "Genau 36" Durchgänge in zehn Jahren bilanziert der Rossschwanzträger, Ende fünfzig. Am Ende des Stücks sind Gabriel, dessen Namen man erst kurz zuvor erfuhr, und seine Bekanntschaft Elfie im verflixten vierten Monat.

Müßig zu fragen, ob’s diesmal länger hält als vorher, wo "die Wirtin" und "die Turnerin" ihr Glück versuchten, oder auch "die Tarnerin": Ihr hatte sich der Frauentourist sogar singend angedient, erzählt er ins Publikum.

So sei er "neben Esthers Gummibaum" gestanden – "nackt" – als Hobbytenor. Regisseur Augustin Jagg lässt Bernd Sračnik "La donna e mobile" anstimmen, ausziehen muss sich der Darsteller nicht.

Andere Entblößungen

Auch die anderen Entblößungen, von denen einschlägige Sendungen leben, bleiben aus. Der in Helfers Stück eingeschriebene Blick hinter die Kulissen suggeriert, dass Nippes und Tanzschritte weniger auf Selbstinszenierung der Einsamen als auf ungenierter Kreativität der TV-Teams fußen. Doch die Kritik ist auch in der Bühnenumsetzung milde, trotz einer jungen, Phrasen von "Sex im Alter" posaunenden Kampfgrinserin von Moderatorin (Caroline M. Hochfelner).

In Abgrenzung von den Fernsehformaten, die die Lust am Fremdschämen bedienen, arbeitet man mit Glacéhandschuhen. Selbst die Musik (von Herwig Hammerl) geht irgendwie doch schaumgebremst dahin. Behutsamkeit scheint die Haltung der Autorin gegenüber ihren Figuren, die der Inszenierung gegenüber dem Text und die des Premierenpublikums zum Ganzen. So bleibt wohl als stärkster Eindruck nur die Wortschöpfung "Frauentourist". (Petra Nachbaur, 10.2.2017)