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Mehr Mittel sollen künftig zum Beispiel für längere Öffnungszeiten, mehr Plätze oder auch Sprachförderung im Kindergarten fließen.

Foto: reuters/Pfaffenbach

Wien – Die Finanzierung für mehr Kinderbetreuungsplätze ab dem Jahr 2018 steht weiterhin aus. Für die Jahre 2014 bis 2017 hat der Bund 305 Millionen Euro in den Ausbau von Kindergartenplätzen investiert. Laut Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) wurde diese Summe von den Ländern und Gemeinden verdoppelt bis verdreifacht. "Wir arbeiten hier an einer Nachfolgefinanzierung, die wir immer noch brauchen", sagte Karmasin am Freitag bei einer Diskussion in Wien. Es werde verhandelt.

In den Finanzausgleichsverhandlungen ist fixiert worden, dass die Gelder für die Kinderbetreuung aufgabenorientiert verteilt werden. Die Gespräche darüber sollen bis Ende August abgeschlossen sein. Laut Karmasin wird künftig spezifischer gefördert. Mehr Mittel sollen zum Beispiel für längere Öffnungszeiten, mehr Plätze oder auch Sprachförderung fließen. In den letzten zwei Jahren sind 20.000 neue Kindergarten- und Krippenplätze entstanden.

Zwölf-Stunden-Tag

An Sorgen um Betreuungsmöglichkeiten hatte sich zuletzt ein heftiger Streit am Regierungsplan flexiblerer Arbeitszeiten entzündet. Die Regierung hat den Sozialpartnern bis Ende Juni Zeit für eine Lösung – vor allem die Ausdehnung der zulässigen Tagesarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden – gegeben. Arbeiten bis zu zwölf Stunden werde fallweise, in Spitzenzeiten, erforderlich sein. Da gehe es nicht um fünf Tage in der Woche, so die Ministerin zur Kritik an "familienfeindlichen" Arbeitszeitreformen.

Karmasin ist weiter überzeugt, dass die Arbeitszeitflexibilisierung eine große Chance für Unternehmen und Familien in Unternehmen sei, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden. Der Ausbau der Kinderbetreuung, was Öffnungszeiten, nicht zuletzt auch im Sommer, betreffe, sei im Laufen. "Es muss da und dort noch schneller laufen."

Tageseltern im Betrieb

Um nicht auf die institutionelle Kinderbetreuung warten zu müssen, gehen viele Firmen eigene Wege. Solche wurden am Freitag bei der Vorlage des "CSR Guide 2017" vorgestellt. Die niederösterreichische EVN oder auch Agrana unterhalten stundenweise Eltern-Kind-Büros – wo die Kleinen ins Büro mitkommen können, wenn die Tagesmutter krank ist. Betriebstageseltern hat das Krankenhaus Braunau im Einsatz. Der Mineralwasserbetrieb Vöslauer hat in seiner Mittagskantine Menüs zum Mitnehmen für die Familie daheim. In der österreichischen Post machen sich in der Briefzustellung Zehnerteams ihre Vertretungseinsätze untereinander aus.

Post-Chef Georg Pölzl appellierte in der Podiumsdiskussion an die Sozialpartner, die starren Rahmen aufzubrechen. Sie würden der Gesellschaft nicht mehr gerecht. Mit starren Vorgaben bei Arbeitszeit, Gewerberecht oder Arbeitsinspektoraten müsse genauso aufgeräumt werden wie mit althergebrachten Rollenbildern. Mitarbeiter könnten nur dann ihre volle Leistung erbringen, wenn es ihnen gut gehe. In der Podiumsdebatte herrschte auch Einigkeit, dass es in den nächsten Jahren nicht nur um die Kleinkinderbetreuung gehe. Bei vielen Unternehmen mit Mitarbeiter-Durchschnittsalter 45 sei die Pflege der nächsten Generation das Thema. (APA, 17.2.2017)