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Der Sauerstoffaustausch zwischen drinnen und draußen wird im Edelstahltank drastisch reduziert.

Foto: Reuters / Alessandro Bianchi

Wann hat eigentlich der Siegeszug der im Stahltank ausgebauten Weine begonnen? Es muss in der Zeit gewesen sein, als man Holzfenster sukzessive durch Kunststofffenster ersetzte. Edelstahl ist zwar ein natürliches Material, die Wirkung bleibt aber die gleiche. Der Sauerstoffaustausch zwischen drinnen und draußen wird drastisch reduziert.

So trist Häuser mit Kunststofffenstern aussehen, so öd schmecken oft auch Weine, die im Stahltank vergoren und gereift sind. Seit den 1980er-Jahren werden wir mit diesen frisch-fruchtigen Gewächsen zwangsbeglückt. Besonders gnadenlos wird der reduktive Ausbaustil bei Jungweißweinen praktiziert, die ihr (kurzes) Leben lang im Stahltank eingesperrt waren: Sie schmecken völlig uniform – nämlich nach fast gar nichts, es sei denn, man hat sie mit Aromahefen behübscht.

Dann spielen sie fruchttechnisch alle Stücke – mit der Ausdruckskraft eines gelifteten Gesichts freilich. Mit Eleganz hat das wenig zu tun. Den Weinen fehlen die vielschichtigen Aromen durch Feinoxidation, die nur beim Ausbau im (großen) Holzfass passiert.

Einem gnädigen Schicksal ist es zu verdanken, dass sich das Blatt wendet: Immer mehr Winzer haben die faden Wässerchen satt, schmeißen die Hochtechnologie aus dem Keller und machen wieder Weine wie vor der Kunststofffensterära: Weine, die leben. (Christina Fieber, RONDO, 4.4.2017)