Frankfurt – "Rattenscharf. Sie werden sehen, der neue Insignia sieht supergeil aus." Stolz und Vorfreude darauf, sein jüngstes Baby bald auf der Straße zu sehen, schwang 2016 beim sommerlichen Plausch in Berlin anlässlich einer Cadillac-Präsentation sichtlich mit, als der gerade zu GM nach Nordamerika abgewanderte Opel-Designer Malcolm Ward über den neuen Insignia ins Schwärmen kam.

Eine Form von Schwärmintelligenz, die fast jeden ansteckt, der Opels Flaggschiff zu Gesicht bekommt. Langgestreckt, elegant und stilsicher, ist der Insignia mit das Beste, was PSA sich mit der Übernahme des traditionsreichen deutschen Herstellers einhandelt.
Gehobene Mittelklasse
Ja, man kann durchaus konstatieren, dass die Franzosen derzeit nichts Gleichwertiges zu bieten haben in jenem prestigeträchtigen Bereich der gehobenen Mittelklasse, wo sich die Grenzen zu den Premiumherstellern verwischen. Peugeot 508 und Citroën C5 spielen eine halbe oder zumindest viertel Liga drunter, die letzten Beiträge im gemeinten Segment – Peugeot 607 (2000-2010) und Citroën C6 (2005-2012) – sind längst Geschichte. Und derweil sich der Insignia seit 2009 über 930.000 Mal verkaufte, schafften es C6 (23.384) und 607 (170.000) nicht einmal annähernd in solche Regionen.

Welch enorme Anstrengungen unternommen wurden, den Insignia auch in zweiter Generation glaubhaft zu positionieren, und wie man den großen Wagen vollgestopft hat mit modernster Technik, das war bei der Präsentation in Rüsselsheim und im schönen Taunus zu erfahren.

Der Insignia wurde größer, das Längenwachstum von ein paar Zentimetern kommt Raumangebot und äußerem Erscheinungsbild zugute, und dass er dabei dennoch deutlich leichter wurde – die Limousine um bis zu 175 kg, der Kombi bis zu 200 -, will schon was heißen. Apropos Kombi: Dessen Kofferraum fasst zwar 100 Liter mehr als bisher, kommt mit 560 bis 1640 Liter aber an VWs Passat Variant (4,77 m lang; 650-1780 l) nicht heran. Weil: Lifestylekombi.

Matrix-LED: Licht leuchtet bei Opel besonders gut. Vernetzung: wird großgeschrieben, bei der Bedienfreundlichkeit könnte man aber noch leicht nachjustieren. Und weil alle Autowelt es tut, unternimmt auch Opel weitere Gehversuche im autonomen Fahren. Ja, Fahren: großer Genuss mit dem Insignia. Jedenfalls für jene, die tendenzielle Straffheit favorisieren gegenüber totaler Komfortbetontheit. Man merkt, die haben bei Fahrwerk und Lenkung den Mondeo als Benchmark genommen.

Ab Start sorgen sechs Motoren für Antrieb, neben der 6- kommt erstmals auch eine 8-Gang-Wandlerautomatik zum Einsatz, und da Opel besonders auf den brandneuen 1,5-Liter-Turbobenziner stolz ist, haben wir uns diesen gerne angesehen. Gibt's mit 140 und 165 PS, steht für Normverbräuche von 5,7 bzw. 6,0 l / 100 km, und zumindest die stärkere Version kommt mit dem großen Auto bestens zurecht. Schwärmintelligent. (Andreas Stöckinger, 27.3.2017)

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