Humperdincks bekannte Kinderoper "Hänsel und Gretel" wird im L.E.O. für Erwachsene inszeniert.

Foto: Christa Fuchs

Wien – Im L.E.O. wird die altbekannte Geschichte von Hänsel und Gretel neu inszeniert: Der Vater hat ein Trinkproblem, Hänsel und Gretel finden die Stiefmutter "urblöd", die ist dann aber eigentlich gar nicht so böse wie im Original. Trotzdem, wenn es zu Hause nichts als Aufbackbaguette zu essen gibt, liegt die Lösung für sie auf der Hand: die trachtentragenden Kinder müssen in den Wald geschickt werden.

Als die Eltern sich auf die Suche nach den naschenden Geschwistern machen, sind die längst im zuckerlschleudernden Lebkuchenhaus der Hexe gefangen. Die reitet verkehrt auf dem Besen, ist kurzsichtig und obendrein auch noch schwerhörig – leichtes Spiel für die Kinder. Die Hexe tot, die Kinder befreit, gibt es in der Oper von Engelbert Humperdinck dann doch noch das erwartete Happy End.

Publikum einbezogen

Elena Schreiber spielt die Stiefmutter und führt mit Moderation und Animation durch den Abend. Als Vater springt Stefan Fleischhacker, eigentlich Hexe, ein, da Ivaylo Guberov spontan in Berlin singen durfte. Fleischhacker kann beides: trinkfreudiger Ersatzvater und lispelnde Hexe. Auch Maria Lukasovsky ist als frecher Hänsel durchgehend amüsant.

Wie so oft im L.E.O. wird das Publikum in das Stück miteinbezogen. Obwohl mit Lebkuchen gelockt wird, sind die Zuschauer zögerlich, schließlich opfern sich dann doch ein paar Mutige, um auf der Bühne Sandmännchens Engel und Lebkuchenkinder zu spielen. Gschamig stehen sie im Halbkreis, niemand weiß, wohin mit seinen Händen. Und als man gerade denkt, das Gröbste sei vorbei, müssen sie auch noch im Kreis tanzen. Wer alte Traumata von Schulaufführungen noch nicht überwunden hat, bleibt besser zu Hause, ansonsten: ein netter, unterhaltsamer Abend. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. (Eva Walisch, 3.4.2017)