Elina Garanca wird in "Samson et Dalila" singen.

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Wien – Ein breites Spektrum von Barock bis zur Moderne hat die Wiener Staatsoper in der Saison 2017/18 im Talon: Chronologisch von Händel bis zu von Einem reicht das Portfolio der sechs Premieren in der neuen Spielzeit, die für "Samson et Delila" auch Elina Garanca und Roberto Alagna an den Ring bringt, freute sich Direktor Dominique Meyer bei der Präsentation am Mittwoch.

Ein kleiner weiblicher Schwerpunkt lässt sich beim Blick auf die Führungsmannschaften bei Dirigat und Regie ausmachen, sind hier doch immerhin fünf von 13 bekannten Positionen mit Frauen besetzt. "Ich finde es nicht in Ordnung, dass so wenige Dirigentinnen am Pult stehen und es so wenige Regisseurinnen gibt", echauffierte sich Meyer über die Opernwelt im Allgemeinen: "Es muss normal sein, dass auch die Frauen ihren Anteil an den Positionen in der Staatsoper bekommen."

Weibliches Duo: Simone Young und Karoline Gruber

So gibt es gleich bei der ersten Premiere der Saison ein weibliches Duo zu erleben, wenn Simone Young am Pult bei der Inszenierung von Sergej Prokofjews "Der Spieler" am 4. Oktober steht, für die Karoline Gruber verantwortlich zeichnet. Hierbei handelt es sich um die erste eigene Produktion des russischen Klassikers am Haus.

Eine Semi-Premiere stellt dann am 3. Dezember Alban Bergs moderner Klassiker "Lulu" dar, für den mit Ingo Metzmacher als Dirigent und Angela Denoke und Bo Skovhus jenes Team verpflichtet wurde, das schon bei den Salzburger Festspielen 2015 Wolfgang Rihms "Die Eroberung von Mexico" zum Erfolg führte. Willy Decker wird hier die Regie der einst von Friedrich Cerha komplettierten, dreiaktigen Variante übernehmen – und dafür seine im Jahr 2000 an der Staatsoper präsentierte zweiaktige Fassung adaptieren, die er einst für Wien verkürzt hatte.

Händels "Ariodante" erstmals am Ring

Das Spielzeit-Highlight für Barockfreunde dürfte zweifelsohne Georg Friedrich Händels "Ariodante" am 24. Februar 2018 werden. Mit William Christie steht hier ein Experte am Pult seines Orchester Les Arts Florissants, während mit David McVicar jener Regisseur ans Haus zurückkehrt, der in aktuellen Spielzeit mit Verdis "Falstaff" eine bemerkenswert konventionelle Arbeit ablieferte. Das Händel-Stück ist dabei erstmals am Ring zu hören.

Ein zeitgenössisches Zeichen setzt dann Gottfried von Einems "Dantons Tod" am 24. März, für das mit der aufstrebenden finnischen Dirigentin Susanna Mälkki erneut eine Frau das Staatsopernorchester bei ihrem Hausdebüt führen wird, während Gärtnerplatz-Intendant Josef Ernst Köpplinger den Regiesessel übernimmt. "Ich wollte zuerst von Einems 'Der Besuch der alten Dame' bringen und hatte eine bestimmte Sängerin im Auge. Die wollte das aber nicht machen, weil sie sich zu jung fühlt. Nun machen wir 'Dantons Tod'", so Meyer pragmatisch.

Glanzpunkt: Camille Saint-Saens' "Samson et Dalila"

Der Glanzpunkt im Feld der Premierenbesetzungen dürfte heuer zweifelsohne Camille Saint-Saens' "Samson et Dalila" am 12. Mai werden, wenn Elina Garanca und Roberto Alagna ihre Rollendebüts in den Titelpartien geben. Theaterregisseurin Alexandra Liedtke wird in ihrem Staatsoperndebüt hier die Inszenierung des Werks übernehmen wird.

Den Premierenabschluss der Saison 2017/18 bildet dann mit Carl Maria von Webers "Der Freischütz" am 11. Juni ein echter Klassiker des Repertoires, für den Adrian Eröd und Camilla Nylund verpflichtet wurden, während Christian Räth die Regie besorgt. Hinzu kommen Haus- und Rollendebüts, wenn etwa Piotr Beczala am 9. November sein Rollendebüt als Maurizio in "Adriana Lecouvreur" an der Seite von Anna Netrebko geben wird. Annette Dasch indes hat ihre ersten Einsätze in der Staatsoper mit "Don Giovanni" (ab 5.Oktober) und als Elsa im "Lohengrin" (ab 15. Juni 2018).

Kinderoper: Alma Deutschers "Cinderella"

Im Kinderopernbereich ist eine Premiere angesetzt: Das britische Wunderkind Alma Deutscher darf seine Oper "Cinderella" am 28. Jänner nun auch in der Walfischgasse zeigen, nachdem das Werk bereits im Vorjahr im Wiener Casino Baumgarten Premiere hatte. Regisseurin Birgit Kajtna wird das Stück für kleine Opernfreunde einrichten, wobei man eine auf eine Stunde kondensierte Fassung präsentiert.

Und schließlich legt Ballettdirektor Manuel Legris in der neuen Spielzeit drei Premieren vor. Den Auftakt am 31. Oktober stellt ein dreiteiliger britischer Abend dar, bei dem Arbeiten von Kenneth MacMillan, Wayne McGregor und Frederick Ashton gezeigt werden. Am 21. Jänner folgt mit der Choreografie "Peer Gynt" von Edward Clug Nordisches, bevor am 29. Juni die Nurejew Gala traditionell die Ballettsaison beschließt.

Gut 350 Vorstellungen

Insgesamt werden in der Staatsoper in der kommenden Saison 54 verschiedene Opern zu sehen sein, zu denen sich neun Ballettprogramme und vier Kinderwerke sowie Konzerte und andere Veranstaltungen gesellen. So kommt man in Summe auf gut 350 Vorstellungen, von denen 227 auf die Oper und 53 auf das Ballett entfallen, summierte Direktor Dominique Meyer die Zahlen für 2017/18.

Wer sich die Staatsoper lieber im heimischen Wohnzimmer zu Gemüte führen will, der hat beim Streaming-Angebot 45 Vorstellungen zur Verfügung. Und beim Projekt "Oper live am Platz" werden wieder rund 20 Vorstellungen auf den Herbert von Karajan-Platz bei freiem Eintritt übertragen. Überdies führen die Staatsoper zwei Gastspielreisen mit "Don Giovanni" nach Abu Dhabi und mit "Le nozze di Figaro" nach Aix-en-Provence.

"Die Zahlen stimmen"

Aber auch mit den Finanzzahlen zeigte sich Meyer zufrieden: "Die Zahlen stimmen, und das ist für uns alle eine Erleichterung." Beim Jahresvergleich bis 3. April konnte man die durchschnittlichen Einnahmen pro Vorstellung von 117.539 auf 120.855 steigern. Der Besucherschnitt stieg ebenfalls von 2.021 auf 2.045. Die Sitzplatzauslastung im Opernbereich wurde von 98,86 auf 99,26 Prozent gehoben, im Ballett fiel diese leicht von 97,7 auf 97,21 Prozent. Insgesamt ergibt sich somit ein kleiner Anstieg von 98,51 auf 98,7 Prozent. Die Einnahmen blieben mit 23,809 Mio. Euro im Vergleich zu 23,860 Mio. Euro annähernd gleich.

Da bleibt genügend Luft für Renovierungsarbeiten. So wird die in die Jahre gekommene Untertitelanlage, für die man kaum noch Ersatzteile finde, im Sommer durch Displays ersetzt. "Ab dem Herbst werden wir ein System haben, bei dem wir sechs Sprachen zur Verfügung haben", kündigte Meyer an. Die dafür notwendigen zwei Mio. Euro finanziert die Staatsoper.

Renovierungsarbeiten

Von der Bundestheater-Holding kommen indes jene 1,1 Mio. Euro, die für die Renovierung des Eingangsbereichs sowie des Schwindfoyers und der Loggia nötig sind. "Da wurde nichts gemacht seit 1955. Die Oper und ich sind also gleich alt. Ich bin nicht mehr zu renovieren – das Haus aber schon", so Meyer. Die Arbeiten – am Haus – sollen heuer und 2018 jeweils von Juli bis Oktober über die Bühne gehen: "Ich werde meinem Nachfolger ein Haus im optimalen Zustand übergeben dürfen."

Alles beim Alten heißt es hingegen bei den Ticketkosten. "Wir werden die Preise in der Saison 2017/18 nicht erhöhen – sondern spielen die dritte Saison zu den gleichen Preisen", unterstrich der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Platzer. Da mag es zupasskommen, dass jüngst die Verträge mit den beiden Hauptsponsoren Lexus und OMV verlängert wurden. "Jetzt haben wir den Wagen und das Benzin – was uns noch fehlt, ist eine Versicherung", warb Meyer um weitere potenzielle Financiers. (APA, 5.4.2017)