Für arbeitslose Schauspieler und Sportler gibt es solche Angebote schon, und nun auch für Journalisten: Eine Plattform, die Menschen mit einem speziellen Beruf gezielt hilft, einen neuen journalistischen Job zu finden – oder auch einen anderen.

DER STANDARD hat im Dezember über diese Initiative berichtet: Lydia Ninz, langjährige Wirtschaftsredakteurin dieser Zeitung und zuletzt Arbö-Generalsekretärin leitet nun "Ajour – Arbeit für JournalistInnen". AMS, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sind an Bord. Dienstag wird "Ajour" offiziell vorgestellt. Anlass für die Initiative war die Einstellung des "Wirtschaftsblatt" mit Anfang September 2016. Die Arbeitsstiftung für die Belegschaft der Styria-Zeitung soll nun auch stehen.

Journalisten auf der Suche nach neuen Jobs – ein möglicher Übergang zum ORF, wenn auch nicht der eleganteste. Roland Brunhofer zum Beispiel, der lange Journalist im Landesstudio Oberösterreich war und dann Landesdirektor in Salzburg zum Beispiel, soll ja einen neuen Job als Channel Manager bekommen.

Soviel lässt sich recht einfach sagen: Wenn ORF-Chef Alexander Wrabetz wie angekündigt im April 2017 die Channel Manager für ORF 1 und ORF 2 ausschreibt, dann sollte er das diese Woche tun. Das Wochenende stimmte darauf ein – mit Technik-Vizedirektor Thomas Prantner in "Profil" über seine Wahrnehmung von ORF-Interviews als "Verhöre" und "Anklagen" und dem Hinweis der Redakteure, dass der Onlinechef in der ORF-Technik für solche öffentlichen Befunde eigentlich unzuständig sei – und diese rufschädigend.

Und als wäre die Stimmung auf dem Küniglberg nicht ohnehin schon eine ganze Weile recht angespannt, mit dem etwas unrund laufenden 303-Millionen-Sanierungsfall ORF-Zentrum samt Rechnungshofprüfung, mit Channel Managern und etwas unklaren Plänen, wer eigentlich künftig im ORF(-Fernsehen) was entscheiden soll, mit Politwünschen und -Angriffen samt angekündigter ORF-Enquete – da erreichte vor wenigen Tagen ein Fragenkatalog der Staatsanwaltschaft Wien Führungskräfte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Foto: Michael Möseneder

Was (unter)sucht die Staatsanwaltschaft im ORF? Sie ermittelt in diesen Tagen wegen des (nicht mehr ganz neuen) Verdachts der Untreue und der Vorteilsnahme. Freilich gegen eine gewisse Monika Lindner, von 2002 bis Ende 2006 Generaldirektorin des ORF, später Kandidatin des Team Stronach, und kurzfristig freie Abgeordnete zum Nationalrat.

Nur etwas frischer als Lindners ORF-Führungsjob sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: Sie wurden schon Ende 2013 aufgenommen und untersuchten Auftragsvergaben an Lindners langjährigen Lebensgefährten, Werber Günter O. Lebisch, von ORF und St. Anna Kinderkrebsforschung, wo Lindner bis Herbst 2013 im Vorstand saß. Lindner ließ 2013 ausrichten, alle Aufträge an die Werbeagentur seien "nach genauer Prüfung durch die Gremien von St. Anna selbst erfolgt".

Die ORF-Revision fand Aufträge über 2,3 Millionen Euro, seit Lindner ORF-Landesdirektorin in Niederösterreich wurde, bis Ende 2006, als sie ihr bisheriger Finanzdirektor Alexander Wrabetz an der Spitze des ORF ablöste. Wrabetz nach der Präsentation des Revisionsberichts im ORF-Stiftungsrat 2013: Die ORF-Revision habe "keine Anhaltspunkte für Unplausibilitäten" in den zwei größeren und 24 kleineren Aufträgen an Lebisch ab 1998 entdeckt. Allen Aufträgen seien auch Leistungen gegenübergestanden. Marketingchef des ORF unter Lindner war übrigens Thomas Prantner*.

Höchste Zeit für die sträflich vernachlässigte Wochenschau-Rubrik "Mit Genuss oder Belehrung gelesen". Diesmal: die Sonntags-"Krone". Genuss – ging so. Belehrung? 1) Ich wusste bisher nicht, dass Innenminister Wolfgang Sobotka mit nur drei Stunden Schlaf pro Nacht auskommt (aber ich weiß, wie weit neben der Kappe ich unterwegs bin, wenn ich nur drei Stunden schlafe). 2) Ich wollte mir schon bisher nicht vorstellen, wie der Waidhofener, der in einem aufgelassenen Kloster der "Töchter des göttlichen Glaubens" wohnt, in stockdunkler Nacht mit Stirnlampe indischen Knöterich und Ragweed ausrupft – und dabei über Fragen der Zuwanderung nachdenkt. Nun habe ich, danke "Krone bunt", einen Anlass dafür. Und auch gleich einen aussichtsreichen Kandidaten für die zweite Standard-Rubrik: Wolfgang Sobotka als "Mitarbeiter der Woche(nschau)".

"Der wilde Gärtner": Was man über Wolfgang Sobotka in der "Krone Bunt" zu lesen bekommt.
Foto: Krone bunt Repro

Aber 3) und eigentlich: Endlich fiel selbst mir auf, dass die "Krone" gerade mitten in einem für ihre Verhältnisse recht massiven optischen Relaunch unterwegs ist. Haben Sie natürlich längst bemerkt, und nur ich habe der "Krone" schon wieder zuwenig Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet. Bauchigere Titelschrift, auch fettere Schriften für Bildtexte, Kolumnen und Leserbriefe, geradezu modern wirkende Logos, sowas halt. Spät kommt die Erkenntnis wohl, aber immerhin: sie kommt auch hier vorbei.

Wie immer und doch ein wenig anders: "Krone"-Layout im leisen Wandel.
Foto: Kronen Zeitung Layout

Und damit diese kleine Prognose-Kolumne ihrem Genre doch noch ein bisschen gerecht wird – noch zwei Programmpunkte für diese Woche:

Am Samstag sollte der SPÖ-Landesparteitag über zwei Anträge der kritischen Sektion 8 abstimmen, die für größere Teile der Medienwelt von Interesse sein könnten:

  • Die Sektion 8 fordert ein Verbot von Entnahmeboxen für Gratiszeitungen, begründet einerseits mit Reinigungskosten, insbesondere aber mit der Berichterstattung von Gratiszeitungen. Die Sektion 8 beobachtet laut Antrag: "Anstatt einer umfassenden, faktenbasierten oder zumindest korrekten Berichterstattung finden sich Alarmismus, Hetze gegen Minderheiten, Suggestion und oftmals schlicht falsche bzw. erfundene Artikel." Die Mehrheit an der "Heute"-Zeitung gehört, nur zur Erinnerung, der von SPÖ-nahen Menschen geführten Periodika Privatstiftung.
  • Neuerlich beantragt die Sektion 8, weniger Inserate in Medien zu schalten, die der Presserat wegen Verstößen gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse gerügt hat. Ein solcher Antrag bekam am vorangegangenen Landesparteitag nicht die Mehrheit der Delegierten. Er wurde einer internen Arbeitsgruppe zugewiesen. Mit dem neuerlichen Antrag will die Sektion 8 Druck auf diese Arbeitsgruppe machen.

Diese Woche ist auch mit der neuesten Weltrangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen zu rechnen. 2016 lag Österreich auf Rang 11, ein paar Plätze zurückgefallen. Ganz oben stehen übrigens die Länder, in denen es um die Pressefreiheit laut ROG-Befund am besten bestellt ist.

Lage der Pressefreiheit 2016 (Ausschnitt der ROG-Karte) – von schwarz über rot und gelb bis weiß.
Foto: Reporter ohne Grenzen

(Harald Fidler, 24.4.2017)