Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Ich verstehe, dass der Zwang zum Kopftuchtragen in anderen Ländern Frauen erzürnt, aber die Antwort kann nicht sein, es bei uns zu verbieten."

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich nun erstmals zu seinem heftig umstrittenen Kopftuch-Sager geäußert. "Ja, es war ein Fehler. Es ist dadurch etwas entfesselt worden, was auch eine gewisse Empörungskultur befördert hat", sagte er im Interview mit "Österreich".

Ob er von den vielen negativen Reaktionen überrascht gewesen sei? Van der Bellen: "Mir ging es, ungeachtet der missglückten Kommunikation, schlicht um Freiheitsrechte. Jede erwachsene Frau hat das Recht sich zu kleiden, wie sie will. Ich verstehe, dass der Zwang zum Kopftuchtragen in anderen Ländern Frauen erzürnt, aber die Antwort kann nicht sein, es bei uns zu verbieten."

"Mit Aufklärung entgegenwirken"

Dass viele Frauen das Kopftuch nicht freiwillig tragen, stimme sicher: "Insbesondere junge Mädchen werden von ihren Vätern dazu genötigt. Dem müssen wir mit Aufklärung entgegenwirken."

Van der Bellen hatte bei einer Diskussionsveranstaltung im Haus der Europäischen Union erklärt: "Es ist das Recht der Frau, sich zu kleiden, wie auch immer sie möchte. Das ist meine Meinung dazu. Im Übrigen nicht nur die muslimische Frau, jede Frau kann ein Kopftuch tragen." Nachsatz: "Und wenn das so weitergeht bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun."

Weiters brachte er einen Vergleich mit Dänemark während der Zeit der NS-Besatzung. Damals hätten Dänen begonnen, den Davidstern zu tragen – sozusagen als Geste des Widerstands gegen die Deportation ihrer jüdischen Mitbürger.

Zur Kopftuch-Aktion von Andreas Gabalier sagte Van der Bellen: "Daran will ich nichts kritisieren wollen – das finde ich okay. Ich habe damit ja auch vielen Kabarettisten und Karikaturisten Futter und Anlass zum Lachen gegeben – das ist ja was Schönes." (red, 4.5.2017)