"ZiB 1"-Moderator Tarek Leitner moderiert ab 31. Juli die "Sommergespräche" und führt im Herbst die Wahlkonfrontationen vor der Nationalratswahl.

Foto: ORF / Milenko Badzic

STANDARD: "Sommergespräche" und Wahlkonfrontationen – kann man das unbeschadet überstehen?

Leitner: Ich gehe davon aus. Zum einen, weil ich belastbar bin, zum anderen, weil sich die "Sommergespräche" thematisch in den Herbst weiterziehen und insofern nicht etwas ganz anderes sind.

STANDARD: Wo finden die "Sommergespräche" statt – am Ententeich, wie 2009 bei Ingrid Thurnher, oder im Studio?

Leitner: Weder noch. Die "Sommergespräche" fallen in eine heiße Wahlkampfzeit, daher werden sie live und in Wien sein, und das Parlament als Ort der Demokratie soll im Mittelpunkt stehen. Davor gibt es derzeit metaphorisch und nicht metaphorisch eine Baustelle mit einem Besucherzentrum aus Bürocontainern. In diesem Containerverbund werden wir für die sechs Gespräche eine Ecke haben mit schönen Ausblicken auf das Parlament.

STANDARD: Und Ihr Fragestil – orientieren Sie sich eher an Hans Bürger oder Armin Wolf?

Leitner: Jeder hat seine ganz spezielle Art, Gespräche zu führen. Das hängt ganz stark mit der Persönlichkeit des Journalisten zusammen. Insofern reihe ich mich nicht zwischen irgendwelche Persönlichkeiten ein. Ich würde eher sagen, ich reihe mich in zeitlicher Abfolge an die letzte Moderatorin: Susanne Schnabl. Es gibt tausend verschiedene Arten, wie man "Sommergespräche" machen kann. Jeder kann es nur auf seine eigene Art machen. Dadurch bekommen die Gespräche eine eigene Charakteristik.

STANDARD: Wie würden Sie denn Ihren eigenen Stil beschreiben?

Leitner: Die "Sommergespräche" sind kein 50-minütiges Interview. In Wahlkampfzeiten müssen ganz klare Fragen gestellt werden, das versteht sich von selbst. Aber es ist schon die Idee dahinter, Druck herauszunehmen, in diesen heftigen Wahlkampfzeiten einen Ruheraum zu bieten, wo nicht alle Zwischenrufe eingebracht werden. Ich möchte ein bisschen abseits dessen bleiben, was ohnehin mit hoher Schlagzahl auf uns eintreffen wird.

STANDARD: Im Sommer sind die Politiker im Wahlkampfmodus. Ist ein sachliches Gespräch überhaupt möglich?

Leitner: Die Themenfelder gebe ich vor. Aber am Ende bleibt es schon beim Gesprächspartner, darauf einzusteigen und Gedanken zu entwickeln, die Beweggründe und Motivationen darlegen oder nicht. Eine Bereitschaft für eine Art von Gespräch muss grundsätzlich da sein. Ich versuche dabei auch so weit eine Akzeptanz bei den Zuschauern zu erreichen, damit sie eine Sichtweise auf die Politik auch bei jenen Politikern nachvollziehen können, denen sie ablehnend gegenüberstehen.

STANDARD: Wie schaut die unmittelbare Vorbereitung aus: Spielen Sie die Begegnungen vorher durch?

Leitner: Über die genaue technische Vorbereitung habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Wir sind erst dabei, die große Dramaturgie vorzubereiten. Die Konfrontationen sollen die Trennlinien deutlich machen. Das ist das Ziel.

STANDARD: Wird es Absprachen geben? Wolfgang Schüssel wollte zuletzt angeblich nur in die "ZiB" kommen, wenn er zum verstorbenen Alois Mock, nicht aber zur aktuellen Situation der Partei befragt wird.

Leitner: Es muss möglich sein, dass man einen Politiker zu einem speziellen Thema einlädt und sagt, das ist der Grund für die Einladung und daher auch der Schwerpunkt des Gesprächs. Im Übrigen war die Brücke vom verstorbenen ÖVP-Obmann zu den aktuellen Themen nicht allzu schwer zu schlagen. Parteiorganisation, Statutenänderung, Durchgriffsrechte haben wir besprochen.

STANDARD: Auf welche Partie freuen Sie sich besonders?

Leitner: Ich glaube, diese Serie an Politiksendungen wird ganz grundsätzlich spannender denn je. Weil in der Luft liegt, dass diese Wahl eine große Richtungsentscheidung wird. (Doris Priesching, 8.6.2017)