Emilie Flöge (Maxi Blaha) korrigiert das Bild von ihr.

Seewalchen – Von der Sommerfrische und der Leichtigkeit des Seins ist wenig übrig. Die Wogen des Lebens haben das Dolce Vita am Attersee weggespült. Gustav Klimt hat sein Sommerkleid abgelegt und den letzten Pinselstrich getan. Geblieben ist: Erinnerung.

Über 100 Jahre nach der letzten Sommerfrische von Gustav Klimt und Emilie Flöge war es am vergangenen Freitag am Attersee wieder Zeit, sich temporär das Reformkleid überzustreifen. Anlässlich des 155. Geburtstages des Jugendstilkünstlers lud die Klimt-Foundation in die Villa Paulick in Seewalchen am Attersee zur Premiere des Theatersolos Süße Wiener Dunkelheit / tiefheller See. Die Rolle der Wiener Geschäftsfrau, Modepionierin und Malermuse bekleidet in dem von der Linzer Dramaturgin Clara Gallistl verfassten Monolog die Schauspielerin Maxi Blaha.

Ein szenischer Selbstläufer war natürlich der pittoreske Originalschauplatz. Mit Blick auf das türkisblaue Wasser und den Bootssteg, an dem Meister Klimt einst Fernrohr und Staffelei aufstellte, bat Blaha im Salon zwischen zahlreichen Originalrequisiten zu Tisch. Serviert wurde über weite Strecken Erwartbares: gemischte Liebesgefühle mit einer gehörigen Prise Pathos, teils verwürzt mit Klischees über die wohl bekannteste Atterseeliebelei.

Persönlichkeitsbild abseits der Klimt-Dominanz

Es braucht Zeit, um Emilie Flöge an diesem Abend aus dem Museneck, aus dem übergroßen Schatten des Jugendstilstars zu holen. Lange verharrt die bittere und gealterte Flöge in der Rolle der von der Nachwelt unterschätzen Malergeliebten. Der Sonnenschirm ist abgespannt. Klimt ist tot – und die Vorkriegsgegenwart, von der Flöge auf ihr Leben und die goldene Ära der Jahrhundertwende zurückblickt, hat im Vergleich wenig zu bieten.

Und doch gelingt es, ein Persönlichkeitsbild von Emilie Flöge abseits Klimt'scher Dominanz zu zeichnen. Das Musendasein wird weggepackt – es dominiert fortan das Leben als Geschäftsfrau, Modedesignerin und Wiener Intellektuelle. Das Selbstbewusstsein im weiten Gewand lässt sich nicht ins Korsett zwingen: "Unser ähnliches Natursehen, auch das hat uns verbunden. Aber du hast ausgeblendet, was du nicht sehen wolltest. Hast es einfach nicht gemalt. Ob Häuser am Seerand oder deine Kinder."

Am Ende dieses Abends fährt durch das von Martina Reiter auf der Viola begleitete Solo ein Hauch von Gleichberechtigung: "Weißt du, Gustav, ich war deine Muse und du meine." (Markus Rohrhofer, 17.7.2017)