Thomas Maurer kann es nicht fassen, wo das Mäntelchen der Toleranz überall ausgebreitet wird.

Foto: Ingo Pertramer

Wien – "Ich hoff', es ist das Letzte, was ich über diese Vögel schreibe", stellte Thomas Maurer in seinem Soloprogramm Die neue Selbständigkeit anno 2003 fest. Gemeint waren die sogenannte Buberlpartie und ihre Lifestylepolitik in der frisch erblühten schwarz-blauen Koalition. Das war nicht nur noch mit einer anderen Rechtschreibung geschrieben, sondern auch aus hygienischen Gründen.

Viele Buberlpartiejahre sind ins Land gezogen, und der produktive Autor Maurer, der sich bei journalistischer Schreibarbeit von seiner Kabarettkunst erholt oder umgekehrt, verlegte sich in seinen Programmen auf Themen wir Globalisierung, Bobotum und die im Geiste Ferdinand Raimunds gereifte österreichische Seele und ihre kleinen Schockzustände.

Olivenölaktion in Scheibbs

Es hat sich bei Thomas Maurer eingebürgert, dass auf ein Soloprogramm eines mit Lesungen von Glossen und Kolumnen folgt. Maurer schrieb bekanntlich für den Kurier, für das Red Bulletin und schreibt für das Gourmetmagazin À la carte. Dass er sich im mittleren Alter für gutes Essen und das Landleben samt seinen Lustbarkeiten interessiert (man denke an die Olivenölaktion in Scheibbs aus Menschenfreund), legt einen Titel wie Maurer ab Hof nahe. Unter diesem kredenzt er, wie schon im Vorjahr, im Kabarett Niedermair Literarisches aus den eigenen Schubladen.

Und weil es immer ein bisserl mehr sein darf, folgt ebenda wenige Tage später Der Tolerator, Maurers performativer Auszucker beim Wort "Toleranz". Hier kommt die FPÖ übrigens doch wieder ins Spiel. Dass er sich dabei in einen abgemachten Konsens mit dem Publikum manövriert (Motto: Gegen das Böse sind wir ja alle), ist ein schwacher Vorwurf, zumal das Kabarett weitgehend auf Übereinkunft aufbaut. Nur bei Emojis ("fette gelbe Zwinkeroaschg'sichter") könnten sich die Geister scheiden. (Margarete Affenzeller, 28.8.2017)