Jobsuche über Social Media am Smartphone? Ja, auch das geht schon.

Foto: APA

Bewerben per Smartphone, durch eine Push-Nachricht an das Vorstellungsgespräch erinnert werden – und schließlich mobil den Vertrag unterzeichnen: Mit der HR-Software "Success-Factors" sollen Bewerbungsprozesse "schneller und unkomplizierter" ablaufen, sagt Rudi Richter, Österreich-Geschäftsführer von SAP. Vom Senden der Unterlagen, über die Vertragsunterzeichnung bis hin zum Jobeinstieg wird quasi alles digitalisiert und automatisiert. Etwa können Informationen zum Lebenslauf von Linkedin oder Xing direkt an das Unternehmen übermittelt werden. Der Arbeitsvertrag wird digital unterzeichnet. Vor Arbeitsbeginn erhält der neue Mitarbeiter Infos zur Vorbereitung. Beginnt er im Job, schlägt ihm das Tool Termine für Mittagessen vor oder zeigt ihm Schulungen an.

In Österreich setzen angeblich bereits mehrere Unternehmen das Tool ein, darunter Borealis, Mondi – und natürlich SAP selbst.

Bewerben per Facebook

Aber es geht noch niederschwelliger, wie das Beispiel des Personaldienstleisters Trenkwalder zeigt. Seit kurzem können sich Jobsuchende nämlich über den Messenger-Dienst von Facebook bewerben – schickt man eine Nachricht, antwortet ein Chatbot. Er fordert einen auf, einzugeben, wo man am liebsten arbeiten möchte. "Teile deinen Ort mit mir." Tippt man etwa Wien, zeigt der Dienst Angebote in der Nähe an. Nun kann die Nutzerin die unterschiedlichen Jobs, geordnet nach Branche, anklicken.

Wer will, kann aber auch direkt eine Initiativbewerbung senden. Der Chatbot fragt dann nach "deinem richtigen Namen", dem Geburtstag, eingegeben werden müssen noch E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Das war' s.

Gerade für die sogenannten Digital Natives sei das Smartphone ein wichtiges Kommunikationstool. "Da müssen wir uns natürlich an deren Verhalten orientieren", wird Klaus Lercher, CEO von Trenkwalder Österreich, in einer Aussendung zitiert. Um das Thema "Mobile Recruitment" zu pushen, startete Trenkwalder eine eigene Kampagne.

Auswahl per Algorithmus

Mobile Bewerbungen sind aber nur der erste Schritt – Algorithmen werden auch immer stärker dazu genutzt, Bewerbungen vorzuselektieren. Die SAP-Personalmanagementsoftware kann die Bewerbung beispielsweise bereits mit der Anforderung abstimmen und die Kandidaten automatisch nach ihrer Qualifikation sortieren. Daran, das Tool zu verfeinern und mit extra Filtern auszustatten, werde gearbeitet.

Ein solcher Check habe Vorteile für beide Seiten, lauten die Argumente: Personalisten würden beim Vorselektieren entlastet, das Matching optimiert. Das verringere auch das Risiko kostspieliger Fehlbesetzungen. Für Bewerber bringe die digitale Vorauswahl vor allem fairere Chancen. Eine Maschine diskriminiere – im Gegensatz zu Menschen – nicht aufgrund von Geschlecht oder Herkunft.

SAP-Chef Richter sieht aber auch Gefahren, etwa wenn Maschinen gute Bewerber ausselektieren, weil die Schlagworte in ihren Unterlagen nicht mit dem gesuchten Profil übereinstimmen. Dass Bewerbungsprozesse irgendwann komplett von digitalen Systemen übernommen werden, glaubt er auch deshalb nicht. Selbst wenn man sich mehr und mehr Algorithmen bedienen wird: "Die Letztentscheidung wird immer der Mensch treffen." (lib, 11.10.2017)