Im traditionsreichen Wien wird schnell einmal etwas "Institution" genannt. Wer sich diesen Titel wirklich verdient hat, ist das Schwarze Kameel, das 1618 von einem gewissen Johann Baptist Cameel als Gewürzkrämerei eröffnet wurde und genau 200 Jahre später zu einer Feinkosthandlung und Weinstube wurde.

Das Kameel ist aber noch viel mehr als Institution, es ist eine wunderbar gestaltete Location, Restaurant, Brötchen-Abholstation, Treffpunkt der Bussi-Bussi-Schickeria, ein Ort zum Schauen, ein Platz, an dem man sozusagen im Sitzen flanieren kann. Kaum ein Wiener Lokal verströmt einen ähnlichen Flair, fast fühlt man sich manchmal wie in einem italienischen Kulinarik-Tempel, hätte das Kameel dafür nicht viel zu sehr seinen eigenen, gewachsen Charakter. Diesen Charakter wissen die Geschwister Peter Friese und Martina Walli zu hegen und zu pflegen und machen ihrem Lokal sowie den Besuchern im Jubiläumsjahr ein erstes, feines Geburtstagsgeschenk.

Das Schwarze Kameel, das erst im Herbst um die Flächen der Campari-Bar sowie der Delikatessenhandlung vergrößert wurde, bekommt nämlich bis zum Opernball nochmals räumlichen Zuwachs. Die Künstlerin Eva Schlegel gestaltete im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten des Lokals sowie anlässlich des Opernballs die Spiegelbar am Trottoir davor, wo sich das Kameel wie eine alte Wiener Perle zwischen all den Luxusshops des Goldenen Quartiers behauptet.

Entwurf der Spiegelbar von Eva Schlegel.
Foto: Eva Schlegel für Schwarzes Kameel

Die Arbeit der österreichischen Künstlerin ist Bar und Kunstwerk zugleich. Die Konstruktion besteht aus Stahl, Glas, der Zahl 400 und ineinandergreifenden Spiegeln, was ihr den Touch einer optischen Unendlichkeit verleiht. Klingt nach einem guten Omen für das alte Kameel.

Künstlerin Eva Schlegel und die Kameel-Geschwister Peter Friese und Martina Walli
Foto: Lukas Beck/ zum Schwarzen Kameel
Am Eröffnungsabend der Spiegelbar
Foto: Lukas Beck/ zum Schwarzen Kameel
So sieht die Bar ohne Gäste aus
Foto: Martina Walli

Die funktionale Kunstinstallation ist übrigens nicht das erste temporäre Kunstprojekt an diesem Ort, so wurde zum Beispiel im vergangenen Jahr die sogenannte "Stöckl-Eisbar" des Künstlers Daniel Spoerri gezeigt.

Geöffnet ist die Bar bis zum 8. Februar, dem Tag des Opernballs, täglich von 16 bis 21 Uhr. Schwarzes Kameel, Bognergasse 5, 1010 Wien. (maik, 17.1.2018)

www.kameel.at