Lernen mit Praxisbezug: Schüler an der HAK Polgarstraße in Wien-Donaustadt

Foto: Grayling

Wien – Schüler, die 2019 zur Matura an einer Handelsakademie (HAK) antreten, müssen davor erstmals ein 300 Stunden umfassendes Pflichtpraktikum absolvieren. Für angehende Absolventen der Handelsschule (HAS) sind 150 Stunden vorgesehen. An den Schulen sehe man der Premiere aber gelassen entgegen, die meisten Schüler würden von sich aus aktiv, betonten am Mittwoch Vertreter der "Vienna Business School".

Über 90 Prozent der nun betroffenen Schüler der sechs Schulstandorte der "Vienna Business School" (VBS) in Wien und Niederösterreich hätten sich selbst einen Pflichtpraktikumsplatz gesucht, so das Ergebnis einer Befragung. Nur in wenigen Fällen sei die Schule als Vermittler gefragt gewesen, ohne Platz bleibe keiner der Schüler, so der Präsident des VBS-Trägers, der Fonds der Wiener Kaufmannschaft, Helmut Schramm, zur APA.

Neben der fünfjährigen HAK kann eine einschlägige Ausbildung auch noch im Rahmen eines viersemestrigen Kollegs nach der Matura absolviert werden. Nach der dreijährigen HAS kann ein ebenfalls dreijähriger Aufbaulehrgang angeschlossen werden. Im Rahmen von Kolleg und Aufbaulehrgang sind auch je 150 Stunden Praktikum vorgesehen.

Praktika zwischen zweiter und vierter Klasse

Mit der Umsetzung der neuen verpflichtenden Praktika habe man trotzdem "jetzt schon einiges an Erfahrung", da etwa HAK-Schüler, die 2019 maturieren, bereits in den vergangenen Jahren in Unternehmen engagiert waren, so Schramm. Ihre 300 Stunden absolvierten sie meistens auf zwei Etappen zwischen der 2. und 4. Klasse, so ein Ergebnis der Erhebung. Trotz zunehmender Zahl an Praktikanten, die parallel zur Schule in Unternehmen tätig sind, bleibe der Sommer die Haupt-Praktikumszeit.

Nach der Vorbereitung in Unterrichtsfächern halte man sich an den sechs VBS-Standorten mit insgesamt rund 3.500 Schülern absichtlich bei der Suche selbst zurück. Das eigenständige Organisieren des Platzes betrachte man nämlich "als Teil der Ausbildung und der Persönlichkeitsbildung", so Schramm. Zeichne sich im März oder April ab, dass ein Schüler noch keinen Praktikumsplatz hat, unterstütze man dann seitens der Schule jedoch stark. Auffallend sei, dass die Umsetzung der Praktika bei Schülern mit Migrationshintergrund in der Regel sehr gut funktioniere, auch da in ihrem Umfeld oft Unternehmer anzutreffen seien, sagte Schramm.

In Zukunft gelte es insgesamt, neben Großunternehmen noch mehr KMU zu motivieren, Pflichtpraktikanten aufzunehmen. Helfen würden etwa mehr klare kollektivvertragliche Regelungen für solche Dienstverhältnisse. Im Handelskollektivvertrag ist das nun seit Anfang des Jahres neu enthalten, wie Schramm betonte. (APA, 14.2.2018)