So unspektakulär wie die Änderung des Lokalnamens, scheint auch der Betreiberwechsel im Lokal in der Alpenmilchzentrale vonstattengegangen zu sein. Statt "Im Hof" heißt es nun "Das Lokal im Hof" – in der Küche werkt nun Robert Haider. Als gut gelaunte und quirlige Wirtin fungiert Partnerin Barbara Fegerl. Das Paar führte zuvor das Take-Away-Lokal "Pastrami Baby" in der Josefstadt. Dass die beiden Vollblutgastronomen mehr drauf haben, als Sandwiches zu füllen und diese über die Budel zu reichen, beweisen sie in ihrem neuen Lokal in der ehemaligen Stadtmolkerei, einem Industriegebäude nahe des Südtirolerplatzes. Die Einrichtung des Vorgängerlokals im einstigen Kesselraum der Molkerei wurde ebenso beibehalten, wie die Verwendung der in den 1990er Jahren in Mode gekommenen Schieferplatten.

Blunznfrühlingsrolle (8,90 Euro)
Foto: Alex Stranig

Was da heute auf den schwarzen Stein gelegt wird, macht aber durchaus Freude. Knusprige Frühlingsrollen gefüllt mit flauschig cremiger Blunze vom Fleischer Höllerschmid gelingen mehr als großartig. Die würzigen Röllchen, mit Schnittlauchsauce und Bratapfelmousse bugsieren einen kurzerhand in die lukullische Wohlfühlzone.

Empanadas (7,60 Euro)
Foto: Alex Stranig

Zwar nicht auf der Schieferplatte, aber mindestens genauso tadellos kommen die Empanadas daher. Die mit Rindfleisch (oder auf Wunsch vegetarisch) gefüllten Mürbteigtascherl werden auf einem Melanzanirelish serviert, das den Balanceakt zwischen süß und sauer perfekt beherrscht. Über die weit verbreitete Unart, einzelne Komponenten eines Gerichts auf Kraut, Risotto oder eben Relish zu legen, kann man getrost hinwegsehen, landen die kleinen gefüllten Krapfen ohnehin vor lauter Gier schnell im Mund.

Schweinsbackerl (16,90 Euro)
Foto: Alex Stranig

Schweinsbackerln werden geschmort und mit Knuspergrammeln und Jalapeños zu Tisch gebracht. Den erfreulich mürben und würzigen Bäckchen wird Kräuterpolenta zur Seite gestellt. Und was für eine. Diese Polenta hat nichts mit jenen trocken Brocken zu tun, die man mancherorts vorgesetzt bekommt. Der rahmig soufflierte Maisgrießgupf schmeckt zum süchtig werden gut.

Gnocchi (11,60 Euro)
Foto: Alex Stranig

Ebenso köstlich gelingen Gnocchi, die entgegen aller Konventionen mit Feigen, Rucola und Cashewnüssen angerichtet werden. Über ähnlich beherzten Würz-Mut, wie bei den restlichen Gerichten, hätte sich hier aber wahrscheinlich niemand beschwert. Dem süße Finale mit luftig flaumiger Crème brûlée und ofenwarmer Sauerkirschtarte ist ebenso wenig entgegenzusetzen wie der Erkenntnis, dass hier ein neuer Wohlfühl-Ort für Gutesser entstanden ist. (Alex Stranig, 11.3.2018)


Foto: Alex Stranig

Das Lokal im Hof
Viktorgasse 22
1040 Wien
Website

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