Mit dem angekündigten Rücktritt von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny räumt nun bereits der zweite SPÖ-Ablösekandidat der Wiener Stadtregierung offenbar freiwillig seinen Posten.

Dem designierten Bürgermeister Michael Ludwig nimmt das nicht nur Arbeit, sondern auch Konfliktpotenzial ab. Das neue Credo der Wiener SPÖ – "Es gibt keinen Streit" – kann durch den Rückzug in aller Freundschaft aufrechterhalten werden. Das hilft der Imagepolitur der seit dem Sturz von Ex-Kanzler Werner Faymann zerstrittenen Roten ebenso, wie es die Machtposition Ludwigs stärkt.

Für den linken Flügel ist es taktisch allerdings wenig klug. Zwar nehmen die Rückzieher ihre Zügel ein letztes Mal selbst in die Hand, sie demontieren allerdings damit auch ihre Gruppierung und minimieren ihren Einfluss auf zukünftige Entscheidungen. Wer soll sich etwa gegen Verschärfungen bei der Mindestsicherung stemmen, wenn die Kritiker von einst die Politik verlassen haben?

Und die, die bleiben, werden wohl kaum noch in der Wiener Stadtregierung vertreten sein. Denn Ludwig hat keinen Druck und keinen Grund mehr, Gegenspieler in sein Team zu holen. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky hat sich bereits brav angepasst, während Finanzstadträtin Renate Brauner ihren einsamen Kampf wohl bald beenden wird. Und dann gibt es keinen linken Flügel mehr, zu dem Ludwig überhaupt Brücken bauen müsste. (Oona Kroisleitner, 12.4.2018)