Stefan Fleischhacker spielt Siegfried und Mime parallel.


Foto: Christa Fuchs

Dass Wagners Musikgeschichte über die Unvereinbarkeit von Machtgier und Liebesglück, Der Ring des Nibelungen, äußerst üppig und abschnittsweise etwas wirr ausgefallen ist, gibt sogar mancher Wagnerianer zu. Das Theater an der Wien arrangierte den Dreieinhalbteiler jüngst neu und stellte ihn als Erinnerungsfolgen dreier Protagonisten dar. Im Letzten Erfreulichen Operntheater geht man einen Schritt weiter und erzählt den Ring an einem Abend.

Conférencier Stefan Fleischhacker hat bei dieser Produktion besonders viel zu erzählen, denn der Mut zur Lücke ist hier ähnlich groß wie der Heldenmut Siegfrieds. Da Wiens führendem Opernhinterzimmer mit Annette Fischer, Elena Schreiber und Elisabeth Wolfbauer aber drei sowohl lyrisch als auch dramatisch begabte Sangeskräfte zur Verfügung stehen, muss man nicht auf die Szenen der Rheintöchter, der Walküren und der Nornen verzichten. Speziell der Auftritt Letzterer muss ob seiner Prägnanz als einzigartig beschrieben werden.

Doch der unverwechselbaren L.E.O.-Momente gibt es viele: Fleischhacker gibt etwa Siegfried und Mime mit einer virtuosen Selbstverständlichkeit parallel. Apostol Milenkov erinnert als Wotan an Russell Crowe, Elena Schreiber legt die Freia (stumm) girliehaft an, Elisabeth Wolfbauer geifert als Fricka göttlich. Und Richard Wagner hat die Partie der Brünnhilde seinerzeit nur komponiert, weil er wusste, dass es einmal eine Frau wie Annette Fischer geben würde, die die Rolle mit glühender Intensität erfüllen würde. Kaori Asahara begleitet die professionellen Amateure am Klavier mit einem leisen Lächeln.

Wie rücksichtsvoll, dass Fleischhacker diese Produktion erst im Mai wieder ansetzt – die Auslastungszahlen des April-Rings der Staatsoper wären bei dieser Konkurrenz wohl in den Keller gerasselt. (sten, 20.4.2018)