Prinz (Jan Thümer, re.) und Kammerherr (Peter Fasching).

Foto: Lupi Spuma

Wien – "Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert", sagt Odoardo im bürgerlichen Trauerspiel Emilia Galotti (1772) von Gotthold Ephraim Lessing. Soll heißen: Ich habe meine Tochter getötet, um ihr, der vorehelich Entjungferten, die Schmach der Sittenwächter zu ersparen. Es klingt bei Lessing wahrlich schöner, wenn auch für heutige Begriffe metaphernschwer und euphemistisch-poetisch.

In seiner Inszenierung für die Volkstheater Bezirke gelingt es Lukas Holzhausen, die Künstlichkeit dieser Sprache hörbar zu machen, zugleich aber den verklärenden Passagen auszuweichen – mit vielen Kürzungen. Holzhausen erarbeitet also ein Sprechtheater im wahrsten Sinn, das einzig ein wenig an seiner Tür-auf-Tür-zu-Eintönigkeit leidet.

Verlogenheit des Adels

Man "argwohnet" und ist "belediget" und "itzt" viel "beschäftiget": Der Prinz (Jan Thümer) kidnappt Emilia Galotti (Marlene Hauser), die Braut eines anderen (Dominik Jedryas), welcher bei der Entführung ermordet wird. Der allzu dienstfertige Kammerherr des Prinzen (Peter Fasching) ist für die Tat verantwortlich, doch der Hof, quasi der Auftraggeber, weist alles von sich.

Die Verlogenheit einer mächtigen Klasse (Adel) wird sukzessive kenntlich, bis hin zum letzten Aufzug, in dem Prinz und Kammerherr in weißem Brokat und mit Perücken hochgerüstet durch die Tapetentüren dieser Mafiawelt schreiten. Ein puristisch auf wenige Ideen fokussierter Abend, an dem nur eine den Beschwichtigungsreden kontert: Gräfin Orsina (famos: Katrin Grumeth). (Margarete Affenzeller, 26.4.2018)