Ruft im Zusammenhang mit der US-Strafzollpolitik zum Boykott des Getränkekonzerns Coca-Cola auf: Michael Schickhofer.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Es dürfte aktuell mehr als populär sein, dass man gegen etwas, vor allem aber gegen den Frei- oder Welthandel ist. So dürften die Gegner von TTIP, Ceta und Co aktuell ihre große Freude an Donald Trump haben. Dieser bekam jetzt Verstärkung aus der Steiermark.

So rief der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer als Reaktion auf Trumps Zollandrohungen zum freiwilligen Boykott der amerikanischen Marke Coca-Cola auf. Natürlich hätte er auch zum Boykott der amerikanischen Marke McDonald's aufrufen können. Nur davor scheute er sicher aufgrund der vielen Lokale und der darin beschäftigten Österreicher zurück.

Nur übersah er dabei, dass auch Coca-Cola allein in Österreich – wenn auch nicht so offensichtlich wie McDonald's – 1.022 Personen direkt beschäftigt, 500 Millionen Liter Getränke allein in Österreich produziert und 774 Millionen Euro zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt.

Wohlstand durch Vernetzung und Handel

So übersehen viele Gegner des Freihandels und viele Befürworter von Boykotten die globale Vernetzung der Wirtschaft. Auch wenn BMW global als deutsche Marke gesehen wird, werden die Modelle und Komponenten von BMW nicht nur in Deutschland, sondern etwa auch in Österreich oder den USA gefertigt. Aber das ist nur die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass Wohlstand in einem kleinen Land wie Österreich oder der Schweiz nur über internationale Vernetzung und internationalen Handel entstehen kann. Eine Voestalpine, die nur für Österreich Stahl erzeugen würde, wäre natürlich nicht überlebensfähig. So werden in Österreich circa sechs von zehn Euros im Export erwirtschaftet. Jeder zweite Job ist so direkt oder indirekt vom Export abhängig. Zudem zählen in Österreich mehr als 160 Unternehmen zu den sogenannten "hidden champions", also zu Unternehmen, die in ihrem Tätigkeitsbereich oder Geschäftsfeld zur absoluten Weltspitze zählen.

Binnenmarkt und Landesgröße

Und dann sollte man noch eines bedenken, bevor man einfach zum Boykott aufruft. Wie sehr würde es der Coca-Cola-Company und den USA in Summe schaden, wenn Österreich dieses Getränk nicht mehr konsumiert? Und wie sehr würde es Red Bull und Österreich schaden, wenn die US-Amerikaner als Gegenmaßnahme auf den roten Bullen verzichten würden?

Das heißt: Je kleiner der Binnenmarkt eines Landes ist, desto mehr sollte man im Sinne der Gesamtwirtschaft mit Boykottaufrufen sehr vorsichtig sein. Vielmehr sollte man überlegen, welche Regeln der Welthandel braucht, damit er fair bleibt, oder besser: noch fairer wird. Denn natürlich braucht der Handel auch klare Spielregeln. So ist wahrscheinlich ein Trump auf dieser Erde schon mehr als genug, ein zweiter "Ersatz-Trump" aus der Steiermark wird wahrscheinlich nicht gebraucht. (Michael Brandtner, 30.4.2018)