Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will auch über das "heikle Kapitel" Notengebung diskutieren.

Foto: APA/Hochmuth
Foto: APA

Wien – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat am Mittwoch sein "Pädagogikpaket" vorgelegt. Geplant sind Änderungen bei der Feststellung der Schulreife, beim Übertritt von der Volksschule in die AHS-Unterstufe oder Neue Mittelschule (NMS) und von dort in weiterführende Schulen, bei der NMS selbst sowie bei der Notengebung.

In den kommenden Monaten soll das "Pädagogikpaket" erarbeitet werden, das ab 2019/20 umgesetzt werden soll. Allzu drastisch werden die Änderungen nicht ausfallen. "Abbruch und Neubau kommen für mich nicht infrage, Sanierung und Modernisierung in ausgewählten Bereichen sehr wohl", sagte Faßmann am Mittwoch.

"Talente-Checks"

So ist vorerst nicht geplant, die Vorgaben für den Übertritt von der Volksschule in die AHS zu ändern (entscheidendes Kriterium dafür sind die Volksschulnoten, Anm.). Allerdings soll es in der dritten Schulstufe verbindliche "Talentechecks" geben, deren Ergebnisse mit den Eltern erörtert werden – als "Unterstützung" für die weitere Wahl des Bildungswegs. Gleiches ist dann für die siebente Schulstufe vorgesehen.

In der NMS soll die siebenteilige Notenskala überarbeitet werden. Am Ende könnten zwei Beurteilungsniveaus mit je fünfteiligen Notenskalen ab der siebenten Schulstufe stehen (Standard beziehungsweise AHS-Standard). Außerdem sollen ab der siebenten Schulstufe in Deutsch, Mathematik und der ersten lebenden Fremdsprache "Entwicklungsgruppen" eingerichtet werden können. Durchgängige Leistungsgruppen soll es aber nicht geben, der Wechsel von einer Gruppe in die andere leicht möglich sein. Lediglich in diesem Schuljahr weiter fix verteilt werden die sechs meist für Teamteaching verwendeten Zusatzstunden in der NMS.

Gegen "Gießkannenförderung"

Ab 2019/20 ist diese Struktur aber nicht mehr in Stein gemeißelt, betonte Faßmann. Künftig soll es ein "geringeres Ausmaß an Gießkannenförderung geben". Die Bildungsdirektionen sollen bei der konkreten Verteilung mithelfen. "Es kann nicht immer nur Geld vom Bund geben", verlangte er eine Umverteilung innerhalb der Länder.

Österreichweit standardisiert werden soll außerdem die Einschreibung in die Volksschule. Derzeit wird die Schulreife je nach Bundesland sehr unterschiedlich attestiert: In der Steiermark kommen etwa nur ein Prozent der Kinder wegen mangelnder Schulreife in eine Vorschulklasse, in Vorarlberg sind es dagegen 20 und in Salzburg gar 24 Prozent. Im Ministerium will man daher einen klaren Katalog an "schulischen Vorläuferfähigkeiten" entwickeln und den Direktoren zur Verfügung stellen. Systematisch ändert sich aber nichts: Nicht schulreife Kinder sollen weiter Vorschulklassen besuchen.

Neue Lehrpläne

Einen "breiten Diskussionsprozess" soll es zum Thema Notengebung vor allem in der Volksschule geben – für Faßmann ein "heikles Kapitel". Beim Streitpunkt Ziffernnoten versus verbale Beurteilung soll "das Beste aus beiden Welten" vereint werden, sagte Klemens Riegler, Projektleiter im Ministerium. Am Ende stehen könnte eine "Aufwertung der numerischen Beurteilung bei gleichzeitiger Beibehaltung der verbalen".

Generell auf den Prüfstand kommen soll die aus dem Jahr 1974 stammende Leistungsbeurteilungsverordnung. Schließlich sollen auch die Lehrpläne überarbeitet und mit neuen Inhalten befüllt werden. Vielfach würden Fachlehrpläne nicht mehr dem aktuellen Stand der Fachdisziplin bzw. Didaktik entsprechen. "Mittlerweile ersetzen in der Praxis die Schulbücher den Lehrplan als Orientierung für die Pädagoginnen und Pädagogen", sagte Riegler. Das könne nicht im Sinne des Gesetzgebers sein. (APA, 2.5.2018)