Beate Meinl-Reisinger (40) soll die Neos übernehmen.

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Es muss irgendwo in den pinken Statuten versteckt stehen: Ein Energiebündel soll die Neos leiten. Beate Meinl-Reisinger, Wunschnachfolgerin von und für Matthias Strolz, kann mit ihrem Tatendrang locker mit ihrem Vorgänger mithalten. Nicht umsonst gilt sie parteiintern als "Rampensau".

Die Wiener Landesparteichefin, die vor wenigen Tagen ihren 40er gefeiert hat, versteht das als Kompliment. Sie habe keine Scheu, vor Leuten zu sprechen, sie wollte einmal Schauspielerin werden, erzählt sie. Und wer ihr einmal im Parlament oder beim Wahlkämpfen zugehört hat, weiß: Einheizen kann sie.

Dass Strolz ausgerechnet sie als Nachfolgerin auserkoren hat, ist wenig überraschend: 2012 war die Juristin, damals Mitarbeiterin der ÖVP Wien, seine erste Personalwahl, als er sich in den Kopf setzte, eine neue Partei zu gründen. Wobei Meinl-Reisinger eigentlich den Vorarlberger zuerst anheuerte. Die ausgebildete Fremdenführerin für Wien wollte noch die Stadt-Schwarzen von innen verändern. Für den Reformprozess holte sie den Berater Strolz, der mindestens genauso frustriert von den ÖVP-Strukturen war wie sie selbst. Gerade zum zweiten Mal Mutter geworden, ließ sie sich von Strolz’ Enthusiasmus mitreißen und kündigte.

Von der WKO ins Kabinett Marek

Nach dem Rechtsstudium arbeitete Meinl-Reisinger als Assistentin beim EU-Parlamentarier Othmar Karas in Brüssel. Zurück in Wien, jobbte sie in der Wirtschaftskammer, ehe sie ins Kabinett der Familienstaatssekretärin Christine Marek wechselte. Ihr folgte Meinl-Reisinger in die Stadtpolitik, obwohl sie Schwierigkeiten mit dem Law-and-Order-Kurs der ÖVP hatte.

Die pinke Partei prägte sie als Strolz’ Stellvertreterin mit: Als die Neos 2016 eine Wahlplattform mit Sebastian Kurz verhandelten, war sie strikt dagegen: Dafür habe sie sich nicht mit der ÖVP überworfen, um sich dann der Partei wieder unterzuordnen.

Nach zwei Jahren im Parlament wechselte die verheiratete Mutter zweier Töchter im Jahr 2015 in den Wiener Gemeinderat – um dann bei den Nationalratswahlen 2017 erneut zu kandidieren. Ihr Verzicht auf das Mandat war umstritten. Den Verbleib in Wien rechtfertigte sie damit, Bürgermeisterin werden zu wollen. Laut Insidern wollte sie nicht in Strolz’ Schatten stehen, sondern lieber Chefin sein. Ende Juni dürfte die Partei ihrem Wunsch nachkommen. (Marie-Theres Egyed, 8.5.2018)