Groß und klein bangen hier um den Zustand der Erde.


Foto: Muth

Wien – Der 100. Geburtstag des "Componisten" (eine Selbstbezeichnung) Gottfried von Einem bescherte heuer bereits Neuproduktionen an der Wiener Staatsoper und im Theater an der Wien. Jetzt wurde noch als Koproduktion zwischen Muth und Schloss Esterházy eine Mini-Oper für die ganze Familie nachgereicht. Wobei: Im Libretto von Lotte Ingrisch geht es um nicht weniger als die Rettung der ganzen Welt.

Verwüstete Erde

Der Wüsterich mit dem Credo Geld, Macht und Fortschrittlichkeit verwüstet die Erde, die hier als verwunschene Prinzessin Smaragda auftritt. Sie lebt mit dem Wüsterich zusammen, der sie unterjocht und ihren eigentlichen Gefährten Tulifant verbannt hat.

Fridolin macht sich auf, um Tulifant – seinen Vater – aus der Unterwelt zu holen und seine Mutter Erde damit zu erlösen. In Einems/Ingrischs "Märchenspiel über Verzauberung und Erlösung unseres Planeten Erde" beginnt damit eine zauberhafte Reise, in der merkwürdige Wesen wie ein uralter Drache und eine in Gestalt einer Koloratursopranistin auftretende Katze für heitere Momente sorgen. Daneben wird ein reichliches Maß an transzendenter Privatmythologie vor dem Publikum ausgebreitet. Es sind dies Inhalte und Texte, die für Kinder wohl nur bedingt verständlich sind. Einerlei, wie gut auch gesungen wird.

Die Regie von Beverly und Rebecca Blankenship erzählt die Geschichte aber in bunten Bildern: Smaragda erscheint zunächst ganz in Müllsäcke gewandet, die Antennen der Mobiltelefone des dauergestressten Wüsterich sind knallrote Klobürsten (Ausstattung: Elisabeth Binder-Neururer).

Fantasievoll und temporeich wird die Traumwelt aufgerollt und dadurch ein Anker in die Realität geworfen: Der Wüsterich erscheint am Beginn und am Ende wie ein normaler, nur hoffnungslos überarbeiteter Familienvater, den das Trommelspiel des Kindes stört. Er ruiniert das Instrument, und am Schluss schafft er es gerade noch rechtzeitig (doch noch immer telefonierend) auf ein Familienfoto.

Eine Musik mit Elan

Musiziert wird vom Chorus Juventus (Leitung: Michael Grohotolsky) und der Schubert-Akademie (Dirigent: Caspar Richter) mit viel Elan. Gesungen wird (von einem engagierten Ensemble rund um einen Wiener Sängerknaben) größtenteils angemessen.

Gottfried von Einems Musik ist hier wie stets der Tradition verpflichtet. Sie verbindet Neoklassizistisches mit Anklängen an Gustav Mahler, Richard Strauss, die Wiener Schule und Gesangliches mit vitalen perkussiven Elementen. Die Botschaft, "dass wir alle auf die Erde aufpassen müssen" – möge sie gehört werden! (Daniel Ender, 15.5.2018)