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Bis Montag war der 53-jährige Jus-Professor in Italien weitgehend unbekannt.

Foto: AP/Alessandra Tarantino

Rom/Wien – Erst am Montag wurde Giuseppe Conte ins Rennen um das Amt des italienischen Ministerpräsidenten geschickt. Doch schon jetzt gerät der 53-jährige Jus-Professor unter Druck wegen möglicher "Schönerungen" seines Lebenslaufs.

So schreibt der bisher weitgehend unbekannte Professor in seinem offiziellen Lebenslauf, dass er an der New York University (NYU) seine Jusstudien vertieft habe. Wie die "New York Times" unter Berufung auf die Pressesprecherin der Universität berichtet, hat es dort aber nie einen Studenten oder ein Fakultätsmitglied mit dem Namen Giuseppe Conte gegeben. Die Teilnehmer von Seminaren allerdings, die nur ein oder zwei Tage dauern, würden nicht gelistet werden.

Laut Corriere della Sera kennt man Conte auch an der Pariser Sorbonne nicht. Ebensowenig war die Uni in Cambridge laut Guardian in der Lage zu bestätigen, ob der Jurist dort in einem Alumni-Verzeichnis aufscheint.

Conte in Wien

Auch Wien listet der vorgeschlagenen Premier im selben Lebenslauf als Station auf. Was Conte hier genau getan hat, ist allerdings unklar. Er schreibt, dass er 1993 am "International Kultur Institut" in Wien sein Jusstudium vertieft habe.

"International Kultur Institut" steht in Contes Lebenslauf.
Foto: Screenshot

Dieses Institut heißt eigentlich "Internationales Kulturinstitut", wurde 1981 gegründet und bietet seitdem ausschließlich Sprachkurse an – ein Jusstudium kann man dort nicht absolvieren. Das Institut selbst verwies auf STANDARD-Nachfrage auf den Datenschutz und gab keine Auskünfte.

Fünf Sterne weisen Vorwürfe zurück

Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung wies am Dienstag Berichte zurück, dass der 53-Jährige sich in seinem Lebenslauf mit falschen akademischen Lorbeeren schmücke. Conte habe vielmehr angegeben, als Forscher Auslandsaufenthalte genutzt zu haben, um seine Englischkenntnisse im Bereich der Rechtswissenschaften zu stärken: "Die internationale und italienische Presse regt sich also über mutmaßliche Qualifikationen auf, die sich Conte niemals angemaßt hat", erklärte die Partei.

Conte lehrt an der Universität Florenz. Er wird auch von der rechten Lega unterstützt, die mit den Fünf Sternen eine Regierung bilden will. Politisch steht er den Fünf Sternen nahe, im Wahlkampf hat er für einen Abbau der Bürokratie geworben. Präsident Sergio Mattarella muss dem Kandidaten noch zustimmen und ihm das Mandat zur Regierungsbildung erteilen. Am Dienstag wollte sich Mattarella dazu mit den Präsidenten der beiden Parlamentskammern beraten. Aus seinem Umfeld verlautete, er benötige noch Zeit zum Nachdenken. (red, 22.5.2018)