Es war blanker Rassismus, der sogar der FPÖ zu weit ging. Jahrelang hat die Partei die "Aula" gefördert, trotz aller antisemitischen und NS-lastigen Untertöne. Doch als das Blatt Song-Contest-Teilnehmer Cesár Sampson "Quotenmohr" nannte, kündigte Heinz-Christian Strache eine Entschuldigung bei Kaffee und Kuchen an. Einen Inseratestopp für die "Aula" sprach er schon Tage zuvor aus.

Gewiss lassen sich hinter Straches Haltung viele Halbherzigkeiten finden. Eine ähnlich publikumswirksame Aktion wäre zum Beispiel schon vor drei Jahren geboten gewesen, als die rechtsextreme Zeitschrift KZ-Häftlinge als "Landplage" und "Massenmörder" verunglimpfte – und nicht erst, als es einen populären Bühnenstar traf. Glaubwürdig wird die Pose des Vizekanzlers auch erst dann, wenn er gegen parteiinternen Widerstand dafür sorgt, dass die "Aula" – oder der Konnex zur FPÖ – verschwindet.

Aber immerhin: In der FPÖ ist etwas in Bewegung gekommen. Ob aus Taktik oder Überzeugung – Strache setzt Gesten, die in der nationalen Kernschicht sicher nicht gut ankommen, scheint die versprochene Abnabelung vom rechten Rand mit Taten unterfüttern zu wollen. Dass eine Läuterung in einer von Ex-Nazis gegründeten Partei bestenfalls in einem zähen Prozess ablaufen kann, ist klar. Der radikale Schnitt wäre selbst dann kaum möglich, wenn Strache zum Äußersten entschlossen wäre: In dem Fall müsste er einen Gutteil des Parteipersonals hinauswerfen. (Gerald John, 25.5.2018)