"Wenn das noch in halbwegs überschaubarer Zeit passieren soll, dann brauch ich etwas Vitamin B": Matthias Schrom 2007 an einen ÖVP-nahen Tiroler PR-Agenturchef. 2018 wird er dann doch noch Chefredakteur – und gleich von ORF 2.

Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Wien – Matthias Schrom, Freitag vom "ZiB"-Redakteur zum Chefredakteur von ORF 2 bestellt, stellte sich Dienstagmittag erstmals in neuer Funktion den Fragen der ORF-Redakteure. Zeitgerecht veröffentlichte der Tiroler Blogger Markus Wilhelm auf dietiwag.org Mails von Schrom an einen ÖVP-nahen PR-Agenturchef über Karrierehilfe und "Vitamin B" für Schrom.

Der ORF lässt dazu auf STANDARD-Anfrage verlauten, er kommentiere "elf Jahre alte private Mails unter Freunden nicht", tut das aber dann doch: "Der Inhalt der Mails sind unverbindliche Überlegungen über Meetings, die jedenfalls nachweisbar keine Auswirkungen auf die darin erwähnten Funktionsbestellungen hatten, und schon gar nicht auf die aktuellen. Matthias Schrom ist langjähriger journalistischer ORF-Profi, dessen fachliche Qualifikation auch von ORF-Kritikern unbestritten ist."

"Wunschtraum Chefredakteur"

Der Mailverkehr zwischen Matthias Schrom und dem Tiroler PR-Agenturchef Georg Hofherr datiert aus dem Jahr 2007. Damals ist Schrom Chef vom Dienst bei "Wien heute". Hofherr, tituliert als "du echter Freund", soll Schrom einen Termin beim damaligen ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser vermitteln – "er hat ja gesagt, ich soll mich melden, wenn ich was brauch".

Schroms "Wunschtraum" damals laut Mail an Hofherr: CR – Chefredakteur. Darüber hatte er laut Mailverkehr auch mit Kurt Rammerstorfer Kontakt – der war seit Anfang 2007 ORF-Landesdirektor in Tirol, Schrom begann dort im Landesstudio. Schrom hatte ihm da schon seine "Überlegungen zum ORF-Tirol" geschickt. Von Rammerstorfer hörte er dann jedenfalls lange nichts, was Schrom damals "nervös macht".

Als "Plan B", falls Schroms "Wunschtraum CR" scheitern sollte, würde er gerne zur "ZiB" wechseln, er kenne sich ja "außen- und innenpolitisch gut aus".

"Der Schrom sitzt schon in den Startlöchern"

Schrom wartet noch auf Rammerstorfers Rückmeldung, er will sich "auf jeden Fall" für die Chefredaktion im Tiroler Landesstudio bewerben. Da schreibt der ORF im Frühjahr die Info-Leitung von Ö3 aus. "Inzwischen hat sich etwas Neues ergeben", heißt es dazu in einem weiteren Mail an Hofherr, und wiederum das Schlüsselwort, der Wunschjob: Die Funktion wäre "Ö3 Chefredakteur sozusagen", schreibt Schrom.

Im November 2007 sitzt Schrom "hier echt auf Nadeln", diesmal, weil sich auch in Sachen "ZiB"-Job nichts tut: "Es wäre gut, wenn Oberhauser mich wieder einmal in Erinnerung kriegt. Deshalb bitte ich dich um Hilfe – und zwar, wenn du Oberhauser das nächste Mal triffst, wäre es toll, wenn du ihm Folgendes Sagen könntest: Der Schrom sitzt schon in den Startlöchern und kann es kaum erwarten, dass er zur ,ZiB' kommt... Er wünscht sich nix mehr, als dass es bald klappt mit dem Posten."

"Vitamin B"

Im nächsten auf dietiwag.org veröffentlichten Mail schreibt Schrom an Hofherr ("du echter Freund"): "Wenn das noch in halbwegs überschaubarer Zeit passieren soll, dann brauch ich etwas Vitamin B – anscheinend macht der (ORF-General Alexander) Wrabetz derzeit garnix."

Freitag bestellte Wrabetz Schrom zum Chefredakteur von ORF 2 und damit zum Leiter eines Großteils der TV-Information und Chef von "Zeit im Bild" und "ZiB 2", den meistgesehenen Nachrichtensendungen des Landes. Die FPÖ unterstützte Schroms Bestellung zum Chefredakteur. Maßgebliche Freiheitliche fühlen sich von Schrom fair behandelt. (fid, 29.5.2018)