Gut gemeinte Gründe, die Eltern für die Einschränkung des Medienkonsums der Kinder nennen, können den späteren Schulerfolg beeinflussen – positiv wie negativ.

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Zürich – Regeln beim Medienkonsum können Schulleistungen schwächen. Das geht aus einer Studie der Universität Zürich hervor. Besonders wenn Eltern Hausaufgaben als Begründung für ein Verbot ins Feld führen, kann sich dies als kontraproduktiv erweisen. Kinder, die klaren Medienkonsumregeln folgen müssen, schneiden später auf dem Gymnasium nicht besser ab als ihre Mitstudierenden, sondern sogar schlechter.

Anders sieht es aus, wenn Eltern gesundheitliche Gründe für die Einschränkungen anführen, zum Beispiel Bewegungsmangel, überanstrengte Augen oder eine schlechte Haltung vor dem Computer. Deren Kinder zeigen später vergleichsweise bessere schulische Leistungen.

Gut gemeint und doch daneben

Für Eszter Hargittai, Professorin für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich, die die Studie zusammen mit Drew Cingel verfasst hat, kam der Befund überraschend. Eltern stellten solche Regeln im Normalfall auf, um ihre Kinder zu fördern und sicherzustellen, dass sie genügend Zeit in die Schule investierten. "Doch der Schuss könnte offenbar auch nach hinten losgehen", sagt Hargittai. Die gut gemeinte Maßnahme zieht möglicherweise unbeabsichtigte negative Konsequenzen nach sich.

Die Forscherin vermutet außerdem, dass Eltern, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen, nicht nur deren Medienkonsum regeln, sondern zugleich andere Aktivitäten fördern, von denen Kinder langfristig profitieren. Um auszuschließen, dass die Unterschiede daher kommen, dass Eltern von Kindern mit Schulproblemen eher Regeln zugunsten der Hausaufgaben aufstellen, kontrollierten die Forschenden dies in ihrer statistischen Analyse. Der negative Einfluss von Technologieregeln auf die späteren Schulnoten zeigte sich unabhängig davon. Über die Resultate berichteten die Wissenschafter in der Fachzeitschrift "The Communication Review".

Für die Untersuchung befragten Hargittai und ihr Kollege über 1.100 Erstjahres-Absolventinnen und -Absolventen eines US-Colleges. Erfasst wurden die Erinnerungen und rückwirkenden Einschätzungen der Studierenden zu den Regeln, mit denen sie als Kinder konfrontiert waren. Diese Daten wurden dann mit ihren aktuellen Schulleistungen und soziodemografischen Charakteristika in Zusammenhang gesetzt.

Einfluss von Geschlecht, Ethnizität und Bildungsniveau

Dabei zeigte sich, dass US-Eltern ihre Einschränkungen gegenüber Mädchen und Buben unterschiedlich begründen: Bei Mädchen argumentierten Erziehungsberechtigte eher mit Sicherheitsbedenken, bei Knaben nannten sie eher gesundheitliche Gründe. Laut Hargittai beeinflussen auch die Ethnizität oder das Bildungsniveau der Eltern deren Begründungen für Regeln, die sich wiederum auf den späteren schulischen Erfolg auswirken.

Deshalb sei es wichtig, dass Eltern den Einsatz moderner Technologien mit ihren Kindern diskutieren und dabei auch die Besonderheiten bestimmter Anwendungen berücksichtigen. "Bestimmte Spiele können zum Beispiel hilfreich sein, um das strategische Denken und analytische Fähigkeiten zu entwickeln."

Auch beispielsweise das gemeinsame Spielen am Computer wertete die Forscherin als sinnvoll: "So können Eltern ihren Schützlingen die Vor- und Nachteile direkt und ganz praktisch erläutern." (APA, 5.6.2018)