"Die Bildungschancen eines Kindes hängen in Österreich in sehr hohem Maße von seinem sozialen Hintergrund ab. Denn dem österreichischen Schulsystem gelingt es nicht ausreichend, Benachteiligungen aufgrund des sozialen Hintergrundes zu begegnen und diese auszugleichen", heißt es im Vorwort des aktuellen Schulhefts

Wien (APA) – Die Arbeiterkammer (AK) hat ein Modell zur Bildungsfinanzierung ausgearbeitet, das sozialen Ungleichheiten entgegenwirken soll. Dieses "Chancen-Index-Modell" berücksichtigt Bildungshintergrund der Eltern und Alltagssprache der Schüler und würde eine Personalaufstockung von zwölf Prozent bei Volks- bzw. zehn Prozent bei Neuen Mittelschulen bzw. Zusatzkosten von 300 Millionen Euro bedeuten.

Derzeit würden Ressourcen gerade nicht nach sozialen Kriterien vergeben, konstatiert der Soziologe Lorenz Lassnig (IHS) im am Mittwoch Abend präsentierten "Schulheft" (erschienen im Studien-Verlag) zum Thema "Bildungschancen FAIRteilen".

Neid auf den ländlichen Raum

Klassengröße und Betreuungsrelationen würden im Gegenteil zeigen, dass Schulen in ländlichen Regionen und mit geringer sozialer Benachteiligung durchgehend besser ausgestattet seien als Schulen in Ballungsgebieten. Durch den Bevölkerungsrückgang im ländlichen Bereich stünden dort immer mehr finanzielle Ressourcen pro Schüler zur Verfügung, während in Städten, wo die Zahl der Schulkinder sogar tendenziell steigt, die Mittel pro Kopf immer geringer werden.

Nach dem AK-Modell würden Schulstandorte künftig anhand zweier Säulen finanziert: Einerseits durch eine Basiszuwendung auf Grundlage der Schülerzahl und der im Lehrplan definierten Aufgaben, wobei auch administrative Unterstützung und Zusatzaufgaben wie Abbau von Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten berücksichtigt werden. Andererseits sollen Schulen mit vielen sozial benachteiligten Kindern noch zusätzliches Personal bekommen.

Soziale Benachteiligung von Nicht-Akademikern

Der Grad der sozialen Benachteiligung wird dabei anhand des Bildungsstands der Eltern (Hochschulabschluss, Matura, Abschluss einer mittleren Schule/Lehre, maximal Pflichtschulabschluss) sowie der Alltagssprache der Schüler gemessen. Diese beiden Faktoren hätten sich bei den Bildungsstandard-Testungen als wesentliche Einflussfaktoren für Leistungsunterschiede erwiesen, heißt es zur Begründung.

Gratis gibt es die Zusatzmittel aber nicht: Diese sollen an einen Qualitätsentwicklungsprozess der jeweiligen Schulen gebunden werden. Diese wiederum können aber selbst entscheiden, wofür sie die Ressourcen verwenden wollen – etwa für mehr Lehrer oder mehr Sozialarbeiter. (APA, 7.6.2018)