Bundesparteichef Christian Kern und die wiedergewählte Chefin der oberösterreichischen Roten, Birgit Gersthofer, in der Linzer Tips Arena.

Foto: SPÖ OÖ

Linz – Am Samstagvormittag zog es Oberösterreichs Genossen auf die Linzer Gugl: Unter dem Motto "Die Zukunft stellt Fragen! #Antworten für OÖ" lud die rote Landespartei zum 44. Landesparteitag in die Tips Arena. Rund 700 Getreue, davon 258 Delegierte, folgten dem Aufruf. Galt es doch vor allem die Wiederwahl von Landesparteichefin Birgit Gerstorfer zu sichern. Mit 89, 68 Prozent wurde diese dann eindeutig im Amt bestätigt. Ihr erste Ergebnis lag 2016 bei ihrem Antritt als Parteichefin bei 95,8 Prozent.

Not in Rot

Zu den Ehrengästen zählte auch SPÖ-Bundesparteichef Christian Kern – "der nur vorübergehend außer Dienst befindliche Bundeskanzler der Herzen, zeigte sich Landesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer bei ihrer Begrüßung optimistisch.

Zunächst gehörte das Rednerpult aber dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger. Dieser holte die Genossen dann gleich einmal auf den harten Boden der roten Tatsachen zurück: "Die Situation für die Sozialdemokraten ist schwierig – nicht nur in Oberösterreich, nicht nur in Österreich – sondern in ganz Europa."

Um die Freundschaft nicht zu gefährden, räumte Luger aber umgehend ein, dass die SPÖ "das Rüstzeug hat, dass es gelingen kann, dass wir wieder in die Offensive kommen". Das entscheidende in der Politik sei aber immer, dass "wir nicht nur kritisieren, sondern vorzeigen".

Abrechnung mit dem schwarz-blauen Sparefroh

Landesparteichefin Birgit Gerstorfer trat dann, nach einem durchaus launigen "Image-Video", im knallroten Blazer vor die Genossen. Nach fast genau zwei Jahren an der Spitze einer, nach der letzten Landtagswahl 2015 mit nur 18,4 Prozent, schwer gebeutelten Landespartei war Gerstorfer am Samstag sichtlich bemüht, den Blick in die Zukunft zu richten. Und präsentierte sich deutlich angriffslustiger als bei vorangegangenen Auftritten.

Vor allem mit dem politischen Mitbewerber rechnete Gerstorfer erwartungsgemäß ab. Vor allem der schwarz-blaue Sparkurs ist der roten Chefin ein Dorn im Auge: "Herr Landeshauptmann, von diesem Sparpaket können wir nicht abbeißen. Sparen für die nächste Generation, oder kürzen am Rücken der nächsten Generation. Herr Stelzer, erklären Sie das einmal bitte den nächsten Generationen."

"Wer Wind sät, wir Sturm ernten"

Die Kürzung der Mindestsicherung insbesondere für Aslyberechtigte bezeichnete Gerstorfer dann als "menschenverachtend, herzlos und schamlos". Jeden Tag würden "die Blauen und die Schwarzen Zwietracht säen." Gerstorfer: "Sie treiben Keile zwischen die Menschen und glauben, dass man die Daumenschrauben immer noch ein wenig fester anziehen kann."

Sie habe "nicht geglaubt", dass sie auf einem Parteitag einmal die Bibel zitieren werde. Gerstorfer: "Aber wer Wind sät, wird Sturm ernten. Und ich versichere ihnen, meine Herren Haimbuchner und Stelzer, der rote Sturm wird ein gewaltiger sein. Den Kurzen und den Straches und ihren Abnickern in den Bundesländern wird ein Orkan entgegen blasen, wie sie ihn noch nicht erlebt haben."

Für ÖVP und FPÖ hat die rote Landeschefin letztlich eine klare Botschaft: "Diese schwarz-blaue Kaputtmacher-Truppe hat ein Ablaufdatum. Wir lassen diese Angriffe auf die Demokratie nicht länger zu."

"Faire Sozialdemokraten"

Bundesparteiobmann Christian Kern erinnerte dann daran, dass Sozialdemokraten stets sehr faire, moderate Menschen, seien. Bescheidenheit zählt wohl nicht zwingend dazu, darum setzte der Ex-Kanzler dann auch nahtlos mit einer roten Glanz-Bilanz fort. "Drei Prozent Wirtschaftswachstum, die reale Einkommen steigen, Rekordinvestitionen von ausländischen Unternehmen, mehr Arbeitsplätzen denn je in der Geschichte. Wir können mit stolz darauf zurückblicken, das ist sozialdemokratische Politik."

Die Opposition sei für die SPÖ keine Dauereinrichtung. Kern: "Das ist die Vorbereitung auf die nächste Regierungsperiode." Denn man werde diese "Verschiebung von Moral und Anstand" durch die amtierende Bundesregierung nicht hinnehmen. Kern: "Das Erbe sozialdemokratischer Politik wird von Schwarz-blau bewusst zerstört." Es werde konsequent "Gift" in die Köpfe der Menschen geträufelt. Kern: "Und das ist richtig schäbig." (Markus Rohrhofer, 9.6.2018)