Ein echter Wiener grantelt gerne: Sei es über geruchsintensive Lebensmittel, die andere in der U-Bahn verzehren, Fahrradfahrer, die einem auf der Mariahilfer Straße begegnen, oder die andauernde Hitze im Hochsommer. Dabei ist die Bundeshauptstadt im Grunde recht lebenswert.

Dass Wien heuer von Mitarbeitern des Beratungsunternehmens Mercer zum neunten Mal in Folge als Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit gewählt wurde, ist ein alter Hut. Doch dass die Stadt nun auch aufgrund der Datenanalyse des britischen Wirtschaftsmagazins "The Economist" das Prädikat "lebenswerteste Metropole" erhalten hat, sollte die Hauptstädter anhalten, den Blick über den Rand des Veltlinerglases oder der Melangetasse zu richten. In den Bereichen Infrastruktur, Bildung und Gesundheitssystem gab es für Wien die Bestnoten.

Die Lebensqualität hat sich in Wien jedoch nicht verbessert. Sie ist lediglich stabil geblieben. In Melbourne, der ehemaligen Nummer eins des Rankings, ging sie dagegen zurück. Auch das macht in dem Fall den Unterschied aus. In den kommenden Jahren wird die Einwohnerzahl Wiens auf mehr als zwei Millionen steigen. Das stellt die Stadt vor große Herausforderungen, es braucht noch mehr Kindergartenplätze, Wohnungen und öffentliche Verkehrsmittel. Wien hat viel zu tun, um den heutigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die Stadt darf sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. (Oona Kroisleitner, 15.8.2018)